Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Finanzen

Zuletzt sorgte Ökonom Bernd Raffelhüschen für Aufregung mit seinem Vorschlag, dass GKV-Versicherte bis zu 800 Euro Arztkosten selbst tragen sollten. Die Aufregung war groß, Gesundheitsminister Karl Lauterbach verwarf den Ansatz direkt. Wie eine aktuelle Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) zeigt, ist die Zustimmung unter praktizierenden Ärzten deutlich größer: Satte 78 Prozent der fast 1.000 befragten Haus- und Fachärzte zeigten sich davon überzeugt, dass die hohe Eigenbeteiligung der richtige Weg ist.

Nur 7 % der Ärzte und Ärztinnen gegen höhere Eigenbeteiligung

Grundsätzlich für wichtig hält das Thema Eigenbeteiligung weitere 14 Prozent. Sie bezweifeln jedoch, dass die konkrete Umsetzung bürokratiearm und effektiv gestaltet werden kann – und raten daher der Politik davon ab, sich des Themas anzunehmen. Dass ein Selbstbeteiligungssystem nicht eingeführt werden sollte, weil es unsozial sei und bestimmte Bevölkerungsgruppen benachteilige, meinen schließlich nur 7 % der befragten Ärztinnen und Ärzte.

Nach Ansicht von 63 % der befragten Ärztinnen und Ärzte sollten außerdem die Krankenkassen für die Berechnung und den Einzug der Eigenbeteiligung im Falle eines Falles zuständig sein. 17 % wäre es lieber, wenn die Arztpraxen diese Aufgabe übernähmen. 15 % schlagen vor, dass der Staat einen Mechanismus für die Eigenbeteiligung der Patienten entwirft, der neben den bekannten Strukturen der GKV funktioniert.

Ärzte befürworten höhere Steuern auf Tabak und Alkohol

Die Ärzte wurden auch gefragt, ob sie es begrüßen würden, wenn die Krankenkassen gesundheitsbewusstes Verhalten finanziell belohnen würden – zum Beispiel Mitgliedschaften in Fitnessstudios oder die Teilnahme an Sport- oder Ernährungskursen. Von Euphorie ist nichts zu spüren: Mit einem klaren “Ja” beantworteten nur 28 % die Frage. Ganze 62 % halten dagegen nicht viel von solchen Initiativen, weil sie der Meinung sind, dass der Effekt unter dem Strich zu gering ist. Eine ebenfalls deutliche Mehrheit (65 %) ist hingegen für eine Erhöhung der Steuern und Abgaben auf ungesunde Genussmittel (Tabak, Alkohol).

Wer sollte über den Behandlungsort bestimmen?

Bei der Frage, wer Patienten helfen kann, den für sie angemessenen Behandlungsort zu finden, sehen nur 4 % in den vom Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplanten Gesundheitskiosken einen guten Weg. Auch die Erstaufnahme-Tresen in den Notaufnahmen (19 %), die Krankenkassen (21 %) oder unabhängige Patientenberatungsstellen (24 %) werden eher skeptisch betrachtet. 41 %, trauen den Kassenärztlichen Vereinigungen – über die Rufnummer 116117 oder Informationen auf den Internetseiten – zu, die Menschen zur richtigen Praxis oder Klinik zu führen. Die meistgewählte Antwort (67 % der Umfrageteilnehmer) lautet: Die Aufgabe des Patientenlotsen können Hausarzt- und Facharztpraxen am besten erfüllen.

36 % der Befragten befürworten es, dass die Patienten im GKV-System verpflichtet werden, als erste Anlaufstelle ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufzusuchen. Weitere 20 % sind zwar auch für eine Stärkung der Lotsenfunktion – allerdings über freiwillige Wege wie Vertragsmodelle zur Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) oder entsprechende Wahltarife der Krankenkassen.

An der Onlineumfrage beteiligten sich vom 3. bis zum 6. Juli 2023 insgesamt 988 änd-Mitglieder,