Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Honorare

„Wenn wir die Vergütung von Hausbesuchen nicht deutlich anheben, werden sie perspektivisch nicht mehr stattfinden können“, warnte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Gassen. Hausbesuche würden derzeit im Schnitt mit rund 23 Euro vergütet, sagte Gassen. „Plus Fahrpauschale reden wir von einer Größenordnung von 25 Euro.“ Mit An- und Abfahrt sei da in einer Stadt wie Berlin schnell eine Stunde vorbei.

Leidtragende der Situation sind aus seiner Sicht „die Kollegen, die ihre Patienten nicht im Stich lassen wollen – und die Patienten, die keine Ärzte mehr finden, die wirtschaftlich darstellbar Hausbesuche machen“.

Hofmeister: Ohne Hausbesuch ins Krankenhaus

Vize-Chef Dr. Stephan Hofmeister wies gegenüber den “PraxisNachrichten” darauf hin, wie wichtig es sei, dass Ärzte weiter Hausbesuche durchführen. „Was wäre, wenn kein Arzt mehr zu alten, bettlägerigen Patienten fährt, die nicht in die Praxis kommen können. Wahrscheinlich müssten sie den Rettungsdienst alarmieren oder ins Krankenhaus eingewiesen werden“, sagte er.

Politik schaltet sich ein

Unterstützung erhielt die KBV unterdessen vom SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach. Die Forderung sei „berechtigt“, sagte er gegenüber einer Tageszeitung. „Die Besuche sind fast eine ehrenamtliche Aufgabe, viele Ärzte bieten sie nicht mehr an.“ Lauterbach stellte in Aussicht, dass es gut möglich sei, dass das Thema in das Terminservice- und Versorgungsgesetz einfließen könnte, das derzeit im Bundestag beraten wird.

Hausbesuche auch Thema der Honorarverhandlungen

Die KBV hatte bereits bei den Honorarverhandlungen für 2019 eine deutlich bessere Vergütung von Hausbesuchen gefordert. Der GKV-Spitzenverband hatte einen entsprechenden Beschlussantrag abgelehnt. Nunmehr soll im Zuge der EBM-Weiterentwicklung über eine höhere Vergütung von Hausbesuchen verhandelt werden. Hofmeister: „Wir brauchen schnell eine Lösung.“