Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Finanzen

Niedergelassene haben im dritten Quartal 2022 im Durchschnitt mehr für ärztliches Verbrauchsmaterial gezahlt als in den Vormonaten. Das zeigt der Preisindex des Onlineshops Praxisdienst.de. Der nach eigenen Angaben führende Anbieter für Arztbedarf in Europa macht die Veränderungen seiner Verkaufspreise regelmäßig öffentlich. Demzufolge sind diese zwischen Juli und September dieses Jahres im Vergleich zum Vorquartal insgesamt um 0,78 Prozent auf 101,51 Punkte gestiegen, weil die Anschaffungskosten inzwischen entsprechend höher sind.

Die jüngsten Preissprünge sind erst der Anfang

Der Index von Praxisdienst.de bildet die Entwicklung der Durchschnittspreise quartalsweise in acht Produktkategorien ab. „Im Prinzip ist jede Kategorie von Preissteigerungen betroffen“, berichtet Praxisdienst-Preismanager Christian Nieder im Rückblick auf das dritte Quartal 2022. Die größten Sprünge gab es demnach bei der Schutzkleidung (+4,79 Prozent) und Covid-19-Antigen-Schnelltests (+5,86 Prozent). Letztere seien im Vorquartal aufgrund des niedrigeren Infektionsgeschehens von starken Preisreduzierungen betroffen gewesen, so der Marktbeobachter. In Erwartung einer Corona-Herbst- und Winterwelle verteuerte die wachsende Nachfrage zuletzt die Angebote der Hersteller. Die Anschaffungskosten für sterile Einmalinstrumente haben sich laut Nieder ebenfalls erhöht. Denn sie werden meist in Pakistan gefertigt, wo eine verheerende Flutkatastrophe landesweit Infrastruktur zerstört hat. „Hier könnte es aufgrund der Lage vor Ort zu längeren Lieferzeiten, weiteren Preiserhöhungen oder einer Verknappung von Beständen kommen“, sagt er.

Neukalkulation der Online-Händler unausweichlich

Allgemein sieht der Praxisdienst-Preismanager die aktuelle Situation als „Ruhe vor dem Sturm“. Die Waren, die derzeit abverkauft werden, seien oft noch vor der Teuerungswelle eingekauft worden, erklärt Nieder. Einige Produkte aus seinem Shop müsse der Online-Anbieter inzwischen fast doppelt so teuer beschaffen. „Neben den höheren Produktions- und Bezugspreisen werden immer stärker die Folgen steigender Lohn-, Energie- und Logistikkosten sichtbar“, sagt er. Dass Vertragsärztinnen und -ärzte bislang nur relativ moderate Preissteigerungen bemerken, liege auch an dem umkämpften Wettbewerb der Händler untereinander und der Hoffnung, dass eine zeitweise Reduzierung der Margen zu mehr Marktanteilen führe. Doch diese Strategie ließe sich nicht länger durchhalten. „Spätestens wenn eine rote Zahl unterm Strich steht, werden die Unternehmen reagieren müssen“, so der Experte. Eine Neukalkulation der Verkaufspreise sei unausweichlich. Nieder rechnet in den kommenden Wochen mit dem Beginn bisher nicht gekannter Preissteigerungen beim Praxisbedarf.

Die Einzelkategorien im 3. Quartal 2022

  • Desinfektion: 104,32 Pkt. (+1,26 Pkt.)
  • Infusion & Injektion: 100,72 (-0,42 Pkt.)
  • Laborbedarf: 101,03 Pkt. (+0,59 Pkt.)
  • OP-Bedarf/Einmalinstrumente und Sets: 101,93 Pkt. (+1,34 Pkt.)
  • OP-Bedarf/Sonstiges: 101,16 Pkt. (+0,56 Pkt.)
  • Papierprodukte (Hygiene): 103,61 Pkt. (-1,28 Pkt.)
  • Schutzkleidung: 97,27 Pkt. (+4,45 Pkt.)
  • Wund- & Verbandmaterial: 102,07 Pkt. (-0,27 Pkt.)
  • Sonderkategorie Covid-19-Antigen-Schnelltests: 94,32 Pkt. (+5,22 Pkt.)
So funktioniert der Praxisdienst-Preisindex
Der Onlineshop Praxisdienst beobachtet permanent die Änderung der Marktpreise und passt seine Verkaufspreise daran an. Da niedergelassene Ärzte die Ausgaben für Verbrauchsmaterial selbst tragen müssen, ist die systematische Erfassung und Darstellung dieser Kostenposition nützlich für eine effiziente Praxisplanung.

Der Preisindex bildet quartalsweise die durchschnittlichen Verkaufspreise im Praxisdienst-Onlineshop ab. Er setzt sich aus acht gleichgewichteten Produktkategorien zusammen. Darin erfasst sind jeweils die 25 meistverkauften Artikel. Basis, um die Entwicklung im Zeitverlauf bestimmen zu können, ist das erste Quartal 2021 mit einem Ausgangswert von 100 Punkten.

In jeder Kategorie werden die beiden Artikel mit den stärksten Abweichungen zum letzten Quartal – positiv wie negativ – nicht zur Berechnung herangezogen. Damit möchte Praxisdienst ausschließen, dass extreme Preisveränderungen bei Einzelartikeln, zum Beispiel aufgrund von Lieferproblemen eines Herstellers oder stark erhöhter Nachfrage, den Index verzerren.