Vermögensverwalter: Warum es sich lohnt, in Geldfragen einem Profi zu vertrauen
A&W RedaktionWas in der Welt der großen Vermögen seit langem Usus ist, ist heute auch für den Durchschnittskunden erschwinglich – und bei der derzeitigen Unsicherheit hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen von Covid-19 verstärkt gefragt: die Auslagerung des eigenen Finanzmanagements auf einen Spezialisten. Wir erklären, was dabei zu beachten ist.
In turbulenten Zeiten an den Kapitalmärkten ist guter Rat gesucht: Auch viele Ärzte und Ärztinnen blicken derzeit sorgenvoll auf ihre Depots und fragen sich, ob ihr Geld wirklich richtig investiert und vor allem ausreichend abgesichert ist. Klar scheint lediglich, dass Alternativen für die Geldanlage nur schwer zu finden sind: bei Immobilien in guter Lage sind die Preise vielerorts kräftig gestiegen, die klassische Kapitallebensversicherung hat als Finanzprodukt massiv an Attraktivität eingebüßt, und das Sparkonto wird sogar immer häufiger mit Strafzinsen belegt.
Angesichts dieser Ausgangslage und weil die Zeit in der Regel nie reicht, um sich wirklich intensiv in das Thema Geldanlage einzuarbeiten, wünschen sich viele Ärzte und Ärztinnen einen vertrauenswürdigen Vermögensberater, der sich nicht nur in Geldfragen auskennt, sondern auch die Bedürfnisse und Ziele seiner Kunden versteht. Nur leider arbeiten solche Profis ausschließlich für Superreiche – oder etwa nicht?
Wir haben uns bei Privatanlegern und renommierten Finanzberatern umgehört und gemeinsam mit Timo Steinbusch, zuständig für die Vermögensverwaltung bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank), die am häufigsten verbreiteten Mythen zum Thema Vermögensverwaltung auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft.
Mythos Nummer eins: Ein Vermögensverwalter lohnt sich nur für Superreiche
Falsch. Zwar gibt es durchaus noch Banken, die eine individuelle Betreuung erst bei Vermögen im Millionenbereich anbieten. Doch andere Anbieter legen die Grenze deutlich niedriger an. Bei der apoBank können Ärzte die klassische Vermögensverwaltung beispielsweise schon ab 250.000 Euro in Anspruch nehmen. Wer das Angebot erst einmal testen will, kann ab einem Volumen von 10.000 Euro in eine Vermögensverwaltung im Fondsmantel investieren. Diese greift auf die ökonomischen Analysen, die Portfolioüberwachung und -konstruktion sowie das Risikomanagement der großen Schwester zurück, wie Steinbusch erläutert. Eine auf börsengehandelte Indexfonds, so genannte ETF, basierte Vermögensverwaltung kann ab 50.000 Euro als Anlagelösung gewählt werden. Angebote zu vergleichen und sich genau zu informieren, lohnt sich also in jedem Fall. Auch viele unabhängige Vermögensverwalter engagieren sich für Kunden, die deutlich weniger auf der hohen Kante haben.
Mythos Nummer zwei: Ein Vermögensverwalter bietet nur Produkte an, die ihm eine hohe Provision bescheren
Nein. „Seriöse Verwalter haben bei der Auswahl der Produkte nicht die Provisionen der Bank im Blick, sondern das Vermögenswachstum des Kunden“, erklärt Steinbusch. Mit anderen Worten: Sie kaufen das für den Kunden beste Produkt am Markt – und nicht das, was ihnen am meisten Provision einbringt. Ihr Geld verdienen Vermögensverwalter nämlich mit transparent gestalteten Honoraren bzw. Gebühren, deren Höhe sich in der Regel danach richtet, wie hoch das zu verwaltende Vermögen ist. Nicht selten sind diese Gebühren am Ende niedriger als die Kosten, die beim eigenständigen Kauf eines einzelnen Wertpapiers anfallen. „Entscheidend ist, dass bei einem derartigen Modell Kunde und Vermögensverwalter das gleiche Interesse haben – steigende Vermögenswerte.“
Mythos Nummer drei: Ein Vermögensverwalter macht auch nichts anderes, als Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen.
Das gehört sicherlich auch zu seinen Aufgaben – aber eben nicht ausschließlich. Steinbusch: „Ein Vermögensverwalter kümmert sich laufend um das Kundenportfolio, analysiert und bewertet dessen Zusammensetzung sowie die Kapitalmärkte, liefert regelmäßige Reportings und hält den Anlageprozess transparent. Das beginnt bei einfachen Depotanalysen und geht bis zu komplexen Finanzplanungen, die sämtliche Vermögensgegenstände berücksichtigen und oft auch die Übergabe an die nächste Generation beinhalten. Und er wird zum Vorteil des Kunden aktiv, wenn sich eine einmal getroffene Entscheidung als optimierungsbedürftig erweist.“
Mythos Nummer vier: Vermögensverwaltung ist sehr teuer
Zugegeben. Zum Nulltarif sind die Dienste der Finanzprofis nicht zu haben – in der Regel verlangen sie pro Jahr ein Honorar, das zwischen einem und zwei Prozent des verwalteten Vermögens ausmacht. Das klingt erst einmal nach viel. Wenn man aber bedenkt, welche Gebühren zuweilen beim Kauf einzelner Wertpapiere anfallen können, ist das Geld für die Honorare eines Vermögensverwalters gut investiert.
Mythos Nummer fünf: Mit der Vermögensverwaltung gebe ich die Hoheit über meine Geldanlage ab
Richtig ist, dass Vermögensverwalter mit dem Geld, das ihnen anvertraut wird, relativ selbstständig arbeiten können. „Um zu verhindern, dass Kunden dadurch zu Schaden kommen, sind sie allerdings zu einer umfassenden Aufklärung und Beratung verpflichtet und müssen bei ihrer Arbeit stets die individuellen Profile ihres Kunden beachten – diese werden aus der Bedürfnislage des Kunden abgeleitet und in eine Richtlinie übersetzt”, sagt Steinbusch. Diese Profile werden in enger Abstimmung mit dem Kunden erstellt und sind für den Vermögensverwalter bindend.