Makromastie: Beeinflussen Kombipillen das Brustwachstum?

Kombipillen, die sowohl Östrogen als auch Gestagen enthalten, sind eine beliebte Verhütungsmethode bei Jugendlichen. Doch sie stehen im Verdacht, Makromastie zu fördern. Dem ist eine Forschergruppe aus Boston jetzt nachgegangen.
Eine übermäßige Vergrößerung der weiblichen Brustdrüse (Mamma) im Sinne einer Hypertrophie wird als Makromastie bezeichnet. In einer retrospektiven Fall-Kohorten-Studie beobachteten Forschende des Boston Children’s Hospital und der Harvard Medical School 378 Makromastie-Patientinnen, die sich einer Brustverkleinerung unterzogen, sowie 378 Mädchen ohne Makromastie. Die Teilnehmerinnen waren zwischen zwölf und 21 Jahre alt und wurden bis zu zehn Jahre nachverfolgt.
Ziel war es, den Einfluss von Kombipillen auf postoperative Brustsymptome wie Schmerzen, Ausschläge in der Unterbrustfalte und Bewegungseinschränkungen sowie postoperatives Brustwachstum zu untersuchen.
Unterschiede bei der Verhütung
Mit 37,8 Prozent hatte nur ein kleiner Anteil der Makromastie-Patientinnen jemals hormonell verhütet, während dies auf 64,8 Prozent der Kontrollgruppe zutraf. Dabei bekamen sie jedoch häufiger Kombipillen verschrieben als ihre altersgleichen Geschlechtsgenossinnen mit normalem Brustwachstum (82,5 % versus 52,7 %).
Außerdem war Übergewicht unter den Makromastie-Patientinnen weiter verbreitet als in der Kontrollgruppe. Dies ist insofern relevant, als übermäßige Fetteinlagerungen in der Brust die Makromastie-Beschwerden verschlimmern können.
Mehr als nur eine Entwarnung
Die Studienautorinnen und -autoren konnten keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Kombipillen und typischen Beschwerden nach einer Brustverkleinerung bzw. postoperativem Brustwachstum feststellen.
Im Gegenteil: Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kombipillen ein übermäßiges Brustwachstum in der Pubertät sogar abschwächen könnten. So musste den Makromastie-Patientinnen, die mit einer Kombipille verhüteten, im Mittel signifikant weniger Brustgewebe entfernt werden als solchen, die niemals hormonell verhütet hatten (639,5 g/m2 versus 735,9 g/m2).
Bei etwa fünf Prozent der Makromastie-Patientinnen wuchs das Brustgewebe nach der Brustverkleinerung weiter. Dies war jedoch unabhängig davon, ob die Betroffenen hormonell verhüteten oder nicht.
Forschende sprechen sich für Kombipille aus
Aufgrund der Hinweise darauf, dass Kombipillen ein übermäßiges Brustwachstum bei Heranwachsenden bremsen könnten, kommen die Studienautorinnen und -autoren zu folgender Empfehlung: Ihrer Ansicht nach sollte bei Makromastie-Patientinnen der Einsatz einer Kombipille erwogen werden, sofern dies indiziert und angemessen ist.

Melanie Söchtig

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