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Gynäkologie

Während manche Frauen anfangs kaum wahrnehmen, dass sie schwanger sind, spüren andere bereits früh, dass sich etwas in ihrem Körper verändert. Doch auch wenn jede Schwangerschaft individuell verläuft, leiden die werdenden Mütter größtenteils unter ähnlichen Symptomen. Eine Forschungsgruppe um Michael Nissen von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat jetzt in einer Studie die Prävalenz und den zeitlichen Verlauf typischer schwangerschaftsbedingter Symptome untersucht.

Grundlage hierfür bildeten die anonymisierten Daten einer Schwangerschafts-App. Der Big-Data-Datensatz umfasste mehr als 1,5 Millionen Symptome, die insgesamt 183.732 Nutzerinnen zwischen dem 31. Mai 2018 und dem 19. Dezember 2022 angegeben haben. Anhand dieser Daten erstellten die Studienautoren Symptomverlaufskurven mit wöchentlichen Symptomberichten für 15 schwangerschaftsbedingte Symptome.

Müdigkeit im ersten Trimester

„Am häufigsten sind Frauen während der Schwangerschaft von Müdigkeit betroffen. Das gaben 92,9 Prozent der Nutzerinnen an. Es folgen Rückenschmerzen mit 92,6 Prozent, Kurzatmigkeit mit 81,0 Prozent und Schlafstörungen mit 79,4 Prozent “, erklärte Nissen in einer Pressemitteilung.

Dabei stellte sich heraus, dass jedes Symptom einem eindeutigen Zeitmuster folgt. Demnach nehmen Schlafprobleme kontinuierlich über den gesamten Schwangerschaftsverlauf zu, während Müdigkeit einen Höhepunkt im ersten Trimester der Schwangerschaft erreicht. Darüber hinaus scheinen Kopfschmerzen vor allem um die 15. Schwangerschaftswoche aufzutreten. Unter Durchfall leiden die meisten Schwangeren tendenziell zu Beginn und am Ende der Schwangerschaft, mit einem deutlichen Rückgang um die 20. Schwangerschaftswoche. Das Ende der Schwangerschaft (24. – 37. Schwangerschaftswoche) ist von einem leichten Maximum hinsichtlich des Auftretens von Rückenschmerzen geprägt.

Diese Erkenntnisse könnten wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der allgemeinen Schwangerschaftsvorsorge und gezielter therapeutischer Maßnahmen geben. Denn einige der erfassten Symptome beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern stehen auch mit unerwünschten Folgen für die Schwangerschaft in Zusammenhang. So sind Schlafstörungen beispielsweise mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Kaiserschnitte, Frühgeburtlichkeit und Schwangerschaftsdepressionen assoziiert.

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