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Medizin

Die höchsten Chancen auf eine Schwangerschaft bestehen, wenn Paare im Zeitraum des sogenannten „fruchtbaren Fensters“ Sex haben. Dabei handelt es sich um eine Zyklusphase, die etwa fünf Tage vor dem Eisprung beginnt und bis einige Stunden danach anhält. Es gibt verschiedene Methoden, wie Frauen mit Kinderwunsch diesen Zeitpunkt bestimmen können. Hierzu zählen beispielsweise Zyklus-Kalender bzw. Tracking-Apps sowie die Beobachtung der Körpertemperatur oder der Konsistenz des Gebärmutterhals-Schleims. Eine weitere Möglichkeit bietet die Messung von Hormonen wie dem luteinisierenden Hormon und Östrogen im Urin mittels Ovulationstests.

Im Rahmen eines Cochrane-Reviews haben Wissenschaftler jetzt den Nutzen verschiedener Methoden zur Eisprung-Vorhersage hinsichtlich der Aussichten auf eine erfolgreiche Konzeption bewertet. Eingeschlossen wurden sieben randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 2.464 Frauen, die schwanger werden wollten. Das Alter der Teilnehmerinnen lag zwischen 18 und 43 Jahren.

Ovulationstest schneidet am besten ab

In einer Subgruppe von Frauen unter 40 Jahren, die seit weniger als zwölf Monaten versuchten schwanger zu werden, erhöhte auf den Eisprung abgestimmter Geschlechtsverkehr unter Zuhilfenahme eines Urin-Ovulationstest die Chancen auf eine Schwangerschaft auf 20 bis 28 Prozent. Im Vergleich dazu haben Paare, die auf diese Methode zur Eisprung-Vorhersage verzichten, eine deutlich niedrigere Aussicht auf Erfolg (18 %). Die Ergebnisse dieser Subgruppen-Auswertung lassen sich jedoch nicht ohne weiteres auf Paare übertragen, die schon länger als ein Jahr auf ihren Kinderwunsch hinarbeiten und damit per Definition als eingeschränkt fruchtbar gelten.

Die Einschätzung zum Nutzen des Urin-Evalustionstest basiert auf vier der ausgewerteten Studien. Die Autoren stuften die Evidenz nach GRADE als „moderat vertrauenswürdig“ ein. Die Evidenz für andere Methoden der Eisprung-Prognose war ihrer Ansicht nach hingegen nicht ausreichend bzw. zu wenig vertrauenswürdig.

„Viele Paare haben Schwierigkeiten, schwanger zu werden und machen sich Sorgen über ihre Fruchtbarkeit“, kommentiert Tatjana Gibbons vom Nuffield Department of Women’s & Reproductive Health in Oxford, Hauptautorin der Studie, die Ergebnisse in einer Mitteilung der Cochrane-Gesellschaft. „Die Erkenntnis, dass ein simpler, leicht zugänglicher Urintest vermutlich die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis erhöhen kann, ist sehr erfreulich. Solche Tests geben Paaren mehr Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit und könnten Ihnen Untersuchungen und Behandlungen wegen Unfruchtbarkeit ersparen.“