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Welche Belastungen dominieren den beruflichen Alltag? Wer ist besonders gefährdet? Und welche Ressourcen helfen, um gesund zu bleiben? Der aktuelle Report von Medscape Deutschland gibt einen interessanten Einblick in die derzeitige Lebensrealität von Ärztinnen und Ärzten. Befragt wurden über 1.000 Medizinerinnen und Mediziner und die Ergebnisse verdeutlichen nicht nur den Ernst der Lage, sondern auch, wo Erholung möglich ist – und was fehlt.

Deutschlands Ärzte zwischen Überforderung und Zufriedenheit

Psychische Belastungen sind in der Ärzteschaft weit verbreitet. 27 % der Befragten fühlen sich phasenweise ausgebrannt, 5 % berichten von depressiven Symptomen, 12 % erleben beides gleichzeitig. Besonders häufig betroffen sind Ärztinnen und Ärzte unter 45 Jahren sowie Beschäftigte in der stationären Versorgung. 72 % der Betroffenen nennen als Hauptursache die hohe Arbeitsbelastung im Beruf.

Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse ein differenziertes Bild: Trotz beruflichem Druck sind 62 % der Befragten mit ihrer Arbeit (eher) zufrieden – in der ambulanten Versorgung liegt der Anteil sogar bei zwei Dritteln, während im Krankenhaus nur 55 % entsprechende Angaben machten. Auch im Privatleben zeigen sich positive Bewertungen: 16 % bezeichnen sich als „sehr glücklich“, 49 % als „eher glücklich“.

Soziale Isolation und Zeitmangel belasten das Privatleben

Der ärztliche Alltag lässt wenig Raum für soziale Nähe: 54 % der Teilnehmenden gaben an, dass sie zu wenig Zeit für Freundschaften haben – bei den unter 45-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 65 %. Im Klinikbereich berichten 59 % von eingeschränkten sozialen Kontakten. Rund 23 % empfinden soziale Interaktion zusätzlich als belastend – unter denen mit psychischen Symptomen sind es sogar 44 %.

Auch im Urlaub zeigt sich die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Zwar nehmen 51 % der Befragten fünf bis sechs Wochen Urlaub pro Jahr, 16 % sogar mehr. Doch vor allem Jüngere bleiben hinter diesem Pensum zurück: Nur 47 % der unter 45-Jährigen erreichen mindestens fünf Urlaubswochen, bei den Älteren sind es 67 %. In Kliniken gaben 52 % an, ihre Erholungszeiten nicht ausreichend planen zu können – in Praxen sagten das 42 %.

Schutzfaktoren gegen Stress: Familie, Schlaf und Bewegung

Was hilft gegen den Stress? Die wichtigsten Ressourcen zur Erholung sind Familie und Freundeskreis (67 %), Hobbys (66 %), ausreichend Schlaf (65 %) und körperliche Bewegung (63 %). Besonders beliebte Freizeitbeschäftigungen sind Lesen (64 %), Fernsehen (48 %), Gartenarbeit (44 %) und Kochen (42 %). Unterschiede zeigen sich nach Geschlecht: Frauen greifen häufiger zum Buch (71 % vs. 58 %) und achten stärker auf gesunde Ernährung (60 % vs. 48 %).

Dennoch gelingt es nicht allen, diese Schutzfaktoren regelmäßig zu aktivieren: Nur 39 % schaffen es, zwei- bis dreimal pro Woche Sport zu treiben. Pausen im Arbeitsalltag bleiben Mangelware – insbesondere bei Jüngeren. 65 % der Befragten versuchen aktiv, mehr zu schlafen, was als bewusste Gegenstrategie zur mentalen Belastung gewertet werden kann.

Was Ärztinnen und Ärzte sich wünschen

Die hohe berufliche Beanspruchung spiegelt sich deutlich in den konkreten Wünschen der Befragten wider. 54 % möchten mehr Zeit für sich selbst, 53 % wünschen sich mehr körperliche Bewegung, 45 % streben nach mehr Achtsamkeit im Alltag. Diese Bedürfnisse werden insbesondere von Ärztinnen und Ärzten unter 45 Jahren häufiger geäußert. Obwohl der Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil ausgeprägt ist, scheitert die Umsetzung oft an strukturellen Hindernissen und chronischem Zeitmangel.

„Ärztinnen und Ärzte stemmen eine enorme Last – und doch gelingt es vielen, privat Glück und Zufriedenheit zu empfinden und zumindest etwas Zeit für Hobbys zu finden. Das zeigt, wie entscheidend soziale Beziehungen, Hobbys und genügend Urlaub für die seelische Gesundheit sind,“ sagt Claudia Gottschling, Chefredakteurin von Medscape Deutschland.

Hinweis zur Umfrage

Die Online-Erhebung wurde von Medscape Deutschland zwischen Dezember 2024 und März 2025 durchgeführt. Teilgenommen haben 1.065 in Deutschland tätige Ärztinnen und Ärzte; 52 % davon Männer, 48 % Frauen. Die Mehrheit der Teilnehmenden war über 45 Jahre alt.

Weitere Informationen zum Report: https://deutsch.medscape.com/lifestyle_von_aerzten_2025

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