Studie: Krankheit bleibt wichtigster Überschuldungsgrund
Marzena SickingKrankheit, Jobverlust, Trennung: Warum Überschuldung nur selten eine Frage von Fehlverhalten ist - und wer besonders betroffen ist.
Gesundheitliche Probleme bleiben die häufigste Ursache für Überschuldung in Deutschland. Das geht aus dem «Überschuldungsreport 2025» des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) hervor. Demnach beruhen 17,6 Prozent aller Überschuldungsfälle auf Krankheit, Unfällen oder Suchterkrankungen – deutlich mehr als auf Arbeitslosigkeit oder reduzierter Erwerbstätigkeit (15,3 Prozent). An dritter Stelle stehen Trennung und Scheidung mit 9,1 Prozent.
Die Studie basiert auf den Daten von 120 Schuldnerberatungsstellen, die zwischen 2013 und 2024 insgesamt rund 213.000 Haushalte betreut haben. Allein im vergangenen Jahr wurden 31.625 neue Beratungsfälle dokumentiert. Obwohl die Untersuchung nicht repräsentativ ist, gilt sie als die umfangreichste Datensammlung zur privaten Überschuldung in Deutschland.
Überschuldung entsteht meist durch Lebenskrisen
Die Analyse zeigt deutlich, dass Überschuldung nur selten durch Fehlverhalten oder übermäßigen Konsum entsteht. Häufig sind Lebenskrisen der Auslöser: Krankheit, Trennung, Arbeitslosigkeit oder der Verlust der Selbstständigkeit. Steigende Wohnkosten, unzureichende Rücklagen und prekäre Beschäftigung verstärken die Risiken zusätzlich. Auch Armut im Alter und Teilzeitbeschäftigung im Niedriglohnsektor werden zunehmend zu strukturellen Ursachen.
„Überschuldung ist selten selbst verschuldet, sondern das Ergebnis sozialer und gesundheitlicher Belastungen“, sagt iff-Direktorin Sally Peters. Besonders betroffen seien Menschen ohne Schulabschluss und Alleinerziehende. Singles wiederum spürten die gestiegenen Lebenshaltungskosten besonders stark, weil sie Fixkosten allein tragen müssten – oft ohne finanziellen Puffer für Krankheit oder Jobverlust. Mit Kindern im Haushalt verschärfe sich die Lage weiter.
Wer besonders gefährdet ist
Laut Statistischem Bundesamt suchten im Jahr 2024 mehr als die Hälfte der Ratsuchenden (51,2 Prozent) als Einzelpersonen Hilfe bei Schuldnerberatungsstellen. Unter ihnen sind überdurchschnittlich viele Haushalte mit niedrigem Bildungsstand und geringem Einkommen. Die Kombination aus steigenden Mieten, stagnierenden Löhnen und gesundheitlichen Problemen führt dazu, dass Betroffene selbst mit Vollzeitstellen häufig ihre laufenden Kosten nicht mehr decken können.
Langfristiger Trend
Der neue Report setzt eine Entwicklung fort, die sich bereits in den Vorjahren abgezeichnet hat: Gesundheitliche Probleme sind inzwischen häufiger der Auslöser für Überschuldung als der Verlust des Arbeitsplatzes. Damit rücken psychosoziale und gesundheitliche Faktoren immer stärker in den Fokus der Schuldnerberatung. Das iff fordert daher eine stärkere Verzahnung von sozialer, gesundheitlicher und finanzieller Unterstützung, um Überschuldung frühzeitig zu verhindern.
Quelle:Institut für Finanzdienstleistungen Hamburg (iff) Überschuldungsreport 2025; dpa; Statistisches Bundesamt, Schuldnerberatungsstatistik 2024