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Praxis

Zweifelsohne: Assistenzhunde sind für ihre Halter mehr als nur Haustiere. Für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen bedeuten sie vor allem eine größere Selbstständigkeit im Alltag. Aber auch die emotionale Komponente darf nicht unterschätzt werden: Assistenzhunde vermitteln Sicherheit und damit mehr Selbstvertrauen sowie das gute Gefühl, gebraucht und geliebt zu werden. Nicht zuletzt, sorgen sie auch für mehr soziale Kontakte.

Äußert ein Patient also den Wunsch nach einem Assistenzhund, dann kann es sinnvoll sein, ihn in diesem Wunsch zu bestärken und ihm entsprechende Informationen mit auf den Weg zu geben. Dabei sollte man allerdings auch nicht verschweigen, dass der Weg zum vierbeinigen Helfer ausgesprochen lang und steinig ist. Sich beim behandelnden Arzt einfach ein Rezept für das „Hilfsmittel“ ausstellen zu lassen und den fertigen Assistenzhund beim Trainer abholen – so funktioniert es leider nicht.

Welcher Assistenzhund ist der richtige?

Zunächst sollte die Frage geklärt werden, welcher Assistenzhund für den Patienten überhaupt infrage käme. Tatsächlich gibt es hier inzwischen eine breite Palette an Ausbildungsrichtungen. Im Folgenden ein paar Beispiele:

  • Blindenführhunde: Sie zählen zu den bekanntesten Assistenzhunden und werden in Deutschland seit 1916 ausgebildet. Ihre vorrangige Aufgabe ist es, Hindernisse und Gefahren zu erkennen und Menschen mit Blindheit oder starker Sehbehinderung sicher durch den Alltag zu führen.
  • Servicehunde: Patienten, die unter starken körperlichen Einschränkungen leiden, profitieren von den Diensten eines Servicehundes. Diese Assistenzhunde helfen bei täglichen Routine-Aufgaben, beispielsweise dem Öffnen von Türen, dem Betätigen von Schaltern, dem Tragen oder Aufheben von Gegenständen.
  • Signalhunde: Signalhunde werden speziell für die Unterstützung von gehörlosen Menschen ausgebildet. Sie zeigen Geräusche wie Türklingeln, Wecker, Messenger-Signale oder Alarmanlagen an und weisen ihre Halter auch auf den Ruf ihres Namens oder das Weinen eines Kindes hin.
  • Warnhunde: Darunter fallen u.a. Diabetiker-, Epilepsie- und Asthmawarnhunde. Diese Hunde zeigen einen drohenden Anfall bzw. eine drohende Unterzuckerung an und geben dem Halter so die Möglichkeit, gegenzusteuern bevor der Notfall eintritt. Warnhunde sind also echte Lebensretter.
  • PTBS-Assistenzhunde: Sie werden in der Regel für Erwachsene ab 16 Jahren ausgebildet und sollen Menschen unterstützen, die aufgrund von psychischen Problemen, vorrangig einer posttraumatischen Belastungsstörung, in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind. Diese Hunde bieten ihren Haltern Sicherheit in kritischen Situationen, helfen andere Menschen auf Abstand zu halten sowie negative Gedanken- oder Verhaltensspiralen zu durchbrechen.

Ausbildung der Assistenzhunde: Langwierig und kostenintensiv

Egal, worauf der Vierbeiner spezialisiert wird: Die Ausbildung eines Assistenzhundes ist ein intensiver Prozess, der im Durchschnitt zwei Jahre in Anspruch nimmt. Er beginnt mit der Auswahl des geeigneten Welpen, geht weiter mit der Sozialisierung in ausgewählten Pflegefamilien und mündet im intensiven Training in einem zertifizierten Ausbildungszentrum. Dort sind nicht nur professionelle Trainer im Einsatz, sondern regelmäßig auch der künftige Halter: Schließlich soll der Assistenzhund immer individuell für „seinen“ Menschen ausgebildet werden.

Diese Ausbildung ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch teuer: In der Regel belaufen sich die Kosten auf 25.000 bis 35.000 Euro.

Große Hürde für Patienten: Die Finanzierung eines Assistenzhundes

Ein Betrag, den kaum ein Patient aus der Portokasse zahlen kann. Daher beginnt der Weg zu einem Assistenzhund oft mit dem Kostenübernahme-Antrag bei der Krankenkasse. Dieser hat allerdings nur selten Aussicht auf Erfolg.

Eine Ausnahme stellen lediglich Blindenführhunde dar. Hierbei spielt die ärztliche Bescheinigung eine entscheidende Rolle. Können medizinische Notwendigkeit und der konkrete Bedarf nachgewiesen werden, übernimmt die Krankenkasse alle Kosten für Anschaffung, Ausbildung und Einarbeitung des Hundes und überweist noch eine monatliche Pauschale für die Unterhaltskosten.

Für alle anderen Assistenzhunde gilt: Da sie keine anerkannten Hilfsmittel im Sinne des §33 Fünftes Sozialgesetzbuchs (SGB V) sind, ist eine Kostenübernahme durch die Gesetzliche Krankenversicherung ausgeschlossen. Nur in seltenen Ausnahmefällen kommen auch andere Teilhabeträger im Sinne des Neunten Sozialgesetzbuchs (SGB IX) für eine Kostenübernahme in Betracht.

Kasse zahlt nicht? Das sind die Alternativen

Wer keine Chance auf eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse hat, dem bleiben genau drei Alternativen:

  • Die Ausbildung des Assistenzhundes selbst finanzieren
  • das Training in Eigenregie in die Hand nehmen
  • sich um einen Assistenzhund bzw. dessen Kostenübernahme durch Dritte bewerben

Tatsächlich gibt es in Deutschland einige Vereine, die Menschen mit einem entsprechenden Bedarf bei der Finanzierung unterstützen: So bieten beispielsweise der Assistenzhunde Verbund Deutschland e.V., Assistenzhunde Deutschland e.V., Patronus Assistenzhunde und Vita e.V. Assistenzhunde (siehe Kasten), die Möglichkeit, sich bei ihnen um einen Assistenzhund bzw. die Übernahme der Finanzierung zu bewerben.

Vita e.V. Assistenzhunde (VITA):
Der wohl bekannteste Assistenzhunde-Verein in Deutschland heißt VITA: Der Verein arbeitet nach höchsten internationalen Standards und hat insbesondere bei der Ausbildung von Hund-Kinder-Teams europaweit Pionierarbeit geleistet. VITA finanziert sich ausschließlich über Spenden und Sponsoren und wird von zahlreichen Prominenten, darunter Dunja Hayali, Martin Rütter, Nele Neuhaus unterstützt. Weitere Informationen: www.vita-assistenzhunde.de