Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Ob auf dem Land oder in der Stadt: Die Suche nach qualifiziertem Personal wird für Praxischefs zu einer immer größeren Herausforderung.
Laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC steuert Deutschland auf einen derart großen Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu, dass die Gesundheitsversorgung gefährdet ist. Demnach könnten bis zum Jahr 2035 etwa 1,8 Millionen offene Stellen im Medizinsektor nicht besetzt werden. Doch nicht nur das macht Sorgen, sondern auch die Motivation jener, die dort arbeiten: 50 Prozent der Gesundheitsfachkräfte beklagen, nicht genügend gesellschaftliche Anerkennung für ihren Beruf zu bekommen.

Die Ärzteschaft tut zwar viel, um dem Trend entgegenzuwirken. Eine Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) belegte bereits im vergangenen Jahr, dass etwa 42 Prozent der Berufsträger Medizinische Fachangestellte (MFA) ausbilden. Allerdings ist das nicht so einfach: Bei rund einem Drittel der untersuchten Praxen und MVZ (Medizinische Versorgungszentren) haben MFA ihre Ausbildung abgebrochen.

Experten raten Praxischefs deshalb, ein detailliertes Ausbildungskonzept zu erarbeiten, um ihre Auszubildenden noch besser ins Team zu integrieren. Das Zi schlägt hier eine modulare Variante vor: Grundlagenkenntnisse werden dabei gezielt vertieft und in Teilen mit wählbaren Schwerpunkten kombiniert. Zum Beispiel im Bereich der Praxisorganisation oder Digitalisierung. Das so erworbene Wissen lässt sich dann durch attraktive Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten noch erweitern.

Hilfreich ist es auch, sich mit der neuen Ausbildungsverordnung vertraut zu machen. Sie liefert eine gute Anleitung, um die Aus-
bildung fachlich zu strukturieren.

So finden sich unter § 4 die wesentlichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die Teil der Berufsausbildung sein sollten. Unter anderem sind das:

  • Qualitätssicherung
  • Zeitmanagement
  • Schutz vor Infektionskrankheiten
  • Arzneimittel, Sera, Impfstoffe, Heil- und Hilfsmittel
  • Patientenbetreuung und -beratung
  • Grundlagen der Prävention und Rehabilitation
  • Laborarbeiten
  • Datenschutz und Datensicherheit
  • Dokumentation
  • Handeln bei Notfällen
  • Abrechnung erbrachter Leistungen
  • Arbeiten im Team
  • Marketing
  • Zeitmanagement
  • Materialbeschaffung und -verwaltung

Die Ausbildungsordnung geht auf jeden Punkt noch im Detail ein. So findet sich zum Beispiel für den Bereich „Assistenz bei ärztlicher Diagnostik“ eine genaue Beschreibung, was die angehende MFA erlernen sollte. Demnach sollte sie am Ende der Ausbildung gebräuchliche medizinische Fachbezeichnungen und Abkürzungen anwenden und erläutern können. Aber auch Untersuchungen und Behandlungen vorbereiten, insbesondere Patientenbeobachtung durchführen, Vitalwerte bestimmen, Patienten messen und wiegen, Elektrokardiogramm
schreiben, Lungenfunktion prüfen; Geräte und Instrumente handhaben, pflegen und warten. Genauso sollte sie es beherrschen, bei Befundaufnahme und diagnostischen Maßnahmen mitzuwirken und zu assistieren, insbesondere bei Ultraschalluntersuchungen, Punktionen und Katheterisierung.

Wer sich die Mühe macht und einmal ein umfassendes Ausbildungskonzept erarbeitet, erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass die Auszubildenden ihre Abschlussprüfung bestehen. Dann stehen die Chancen auch gut, dass die neue MFA als gut ausgebildetes Mitglied dem Praxisteam erhalten bleibt.

Mühsame Bewerbersuche
Eine Zi-Erhebung verdeutlichte, dass es schwierig ist, überhaupt Bewerber für eine Ausbildung zur MFA zu finden. In sehr vielen Praxen war weniger als die Hälfte der Bewerbungen geeignet – zum Beispiel, weil keine Mittlere Reife vorhanden war.