Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Ob als Chefarzt, Geschäftsführer einer Klinik oder Unternehmer in einer Praxis oder größeren medizinischen Einrichtung – oder auf dem Weg dahin mitten in der Karriere: Ärzte sind heute nicht nur als medizinische Spezialisten gefragt, sondern benötigen in Führungspositionen auch hohe betriebswirtschaftliche Kompetenzen. Denn Personalführung, Budgetplanung, Materialbeschaffung und Einkauf, Vertragsverhandlungen und andere wesentliche kaufmännische Themen und Fragestellungen lösen sich nicht durch medizinisches Fachwissen. Entscheidungsträger für unternehmerisches Handeln sind in allen Branchen und über alle Größenordnungen hinweg gefragter denn je, ob mittelgroßes Unternehmen oder weltweiter Konzern. Experten, die über interdisziplinäre fachliche Kompetenzen verfügen, sind daher gesucht, um rasch verändernde Wettbewerbsumfelder in einer globalisierten Wirtschaft bewältigen zu können.

Gesundheitswirtschaft hat eine erhebliche ökonomische Bedeutung

Und bekanntlich ist das Gesundheitswesen für die wirtschaftliche Entwicklung besonders wichtig. „Die Gesundheitswirtschaft hat eine erhebliche ökonomische Bedeutung für den Standort Deutschland. Die Bruttowertschöpfung im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft lag 2021 bei knapp 391,8 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als 12,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Gesundheitswirtschaft ist damit weiterhin eine Wachstumsbranche auf Expansionskurs. Mit einem Wachstum von jährlich 3,8 Prozent wuchs der Sektor in den letzten zehn Jahren deutlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt. Die Gesundheitswirtschaft sorgt des Weiteren für eine konjunkturunabhängige und damit wirtschaftlich stabilisierende Nachfrage und ist zudem Beschäftigungsmotor für die deutsche Wirtschaft insgesamt“, heißt es beim Bundesministerium für Gesundheit.

MBA ist unternehmerisch geprägte Version des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums

Aber wie gelingt dieser Schritt hin zu sichtbarer wirtschaftswissenschaftlicher Kompetenz für Mediziner, die über die rein praktische Erfahrung hinausgeht? Ein MBA-Studium vermittelt Kenntnisse in Betriebswirtschaft und Managementkompetenzen auf Masterniveau, richtet sich jedoch üblicherweise explizit an Spezialisten, die kein wirtschaftswissenschaftliches Studium mitbringen wie eben Mediziner. Denn um unternehmerisch, in der Beratung oder der Führung von Unternehmen beziehungsweise Abteilungen erfolgreich zu sein, bedarf es tiefergehender Kenntnisse in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Unternehmensführung, Kostenrechnung, Controlling, Finanzierung und Personalwirtschaft.

Ein typisches Studium zum Master of Business Administration umfasst mit einem General Management-Ansatz mehrere Bereiche: Betriebswirtschaftliche Grundlagen, Führungsorientierung und Ergebniswirkung sowie Internationalisierung. Es stellt damit eine unternehmerisch geprägte Version des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums dar, vertieft relevante Fragestellungen der ökonomischen Praxis und diskutiert internationale betriebs- und volkswirtschaftliche Themen auf Masterniveau. Zentrales Ziel des Studienganges ist es, Problemstellungen aus einer kaufmännisch-wirtschaftlichen Sichtweise heraus zu analysieren und Nicht-Wirtschaftswissenschaftlern neue, unternehmerisch geprägte Denkansätze zu vermitteln. Diese neu gewonnene Herangehensweise kann dann in einem entsprechenden Arbeitsumfeld auch schnell praktische Relevanz entfalten.

MBA in General Management vermittelt Wissen aus übergeordneter ökonomischer Sicht

Ein anerkanntes MBA-Studium vermittelt umfassende Kompetenzen im strategischen Management, im Bereich Leadership und Entrepreneurship sowie im Marketing, daneben aber auch alle erforderlichen grundlegenden wirtschaftswissenschaftlichen Fähigkeiten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf internationalen Fragestellungen. „Und das wiederum passt sehr gut zu den Anforderungen der Gesundheitswirtschaft, die immer internationaler wird. Unternehmen und Institutionen sind global vernetzt, und viele medizinische Themen haben weltweite Relevanz. Das fordert internationales, strategisches und vernetztes Denken, das ein interdisziplinär ausgerichteter MBA Ärzten und medizinischen Experten vermittelt.

Das bedeutet: Eine Zusatzausbildung wie der „MBA in General Management“ bietet Medizinern den Vorteil, sehr kompakt und praxisbezogen einen Überblick über alle für die Leitung und Beratung von Unternehmen relevanten Bereiche aus übergeordneter ökonomischer Sicht zu erhalten und sich mit anderen Studierenden aus unterschiedlichen Fachbereichen austauschen zu können. Bei einigen MBA-Programmen stehen verschiedene Vertiefungsrichtungen zur Auswahl, in denen beispielsweise Expertenwissen in Bereichen wie Digitalisierung, Wirtschaftspsychologie oder Personalmanagement erlangt werden kann. Das kann das praxisrelevante Wissen direkt verdichten und eigene Spezialisierungen herausbilden.

MBA kann die Medizinerkarriere maßgeblich befördern

Die erworbenen akademischen Kompetenzen können parallel in der Praxis umgesetzt werden. Auch besteht die Möglichkeit, die Masterarbeit über ein relevantes Thema der eigenen beruflichen Praxis zu verfassen. Damit signalisiert der MBA-Abschluss fundierte BWL-Kenntnisse und eine entsprechende Managementausbildung. Insbesondere Klinikärzte und Mediziner in der Industrie profitieren von betriebswirtschaftlichem Know-how und einem ganzheitlichen Verständnis wirtschaftlicher Prozesse und können dieses Wissen in ihrem Unternehmen unmittelbar beweisen. Sie qualifizieren sich dadurch unmittelbar für betriebswirtschaftliche und unternehmerische Entscheidungsprozesse und erweitern ihre naturwissenschaftlich-medizinische Kompetenz maßgeblich. Ein MBA kann damit den Weg ins C-Level eröffnen und die Medizinerkarriere maßgeblich befördern.

*Die Autorin: Dr. Sonja Keppler ist Professorin für Entrepreneurship und Innovationsmanagement an der Allensbach Hochschule Konstanz (www.allensbach-hochschule.de), die einen MBA „General Management“ mit einer Regelstudienzeit von zwölf, 18 oder 24 Monaten anbietet.