Dr. Google bzw. das Internet ist für viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle für medizinische Informationen. Die neuesten Zahlen des Branchenverbandes Bitkom zum Suchverhalten von Patienten werfen ein Schlaglicht auf das Verhältnis zwischen Arzt und Patient.
Es gibt eine sarkastische Regel zum Thema „Krankheitssymptome googeln“. Sie lautet: Spätestens nachdem man den dritten Treffer aufgerufen hat, erhält man eine Krebsdiagnose. Das ist zwar überzogen. Psychologen und Ärztevertreter warnen jedoch seit Jahren davor, Dr. Google zu ernst zu nehmen, und raten stattdessen, bei Beschwerden einen Mediziner aus Fleisch und Blut zu konsultieren.
Die Compliance der Patientenschaft lässt diesbezüglich allerdings zu wünschen übrig. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Sie ergibt: Die Deutschen recherchieren immer häufiger im Netz, um Erklärungen für gesundheitliche Probleme oder Krankheitssymptome zu finden. Laut der repräsentativen Erhebung bereiten sich 62 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer mit Online-Informationen oder per Gesundheits-App auf einen Arztbesuch vor: 13 Prozent der Menschen über 16 Jahre tun dies regelmäßig, 19 Prozent manchmal – Tendenz steigend.
Zum Vergleich: Im Jahr 2020 gaben bei einer vergleichbaren Umfrage nur 53 Prozent der User an, vor dem Arztbesuch im Netz zu recherchieren, 2021 waren es 56 Prozent.
Nachfragen oder Dr. Google fragen?
Zu denken geben sollten Ärztinnen und Ärzten aber vor allem diese Zahlen: 63 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer geben an, dass sie auch nach einem Arztbesuch Informationen zu ihren Symptomen, der Diagnose oder verschriebenen Medikamenten recherchieren. Die meisten von ihnen wollen auf diese Weise alternative Behandlungsmethoden finden (74 %) oder sich zusätzliche Informationen etwa zu Diagnose und Therapie beschaffen (68 %). 62 Prozent suchten nach einer Zweitmeinung, 51 Prozent recherchierten Alternativen zu Medikamenten.
Stolze 15 Prozent der Befragten sagten zudem, dass sie die Erläuterungen ihres Arztes oder ihrer Ärztin nicht verstanden hätten und deshalb im Anschluss an den Termin noch zusätzliche Informationen bräuchten. Das wirft die Frage auf, warum die betreffenden Patienten nicht bei ihrem Arzt nachhaken konnten oder wollten.
Immerhin: Nur einer von zehn Patienten gab an, der Diagnose seines Arztes keinen Glauben geschenkt und deshalb im Netz recherchiert zu haben. Knapp die Hälfte der Befragten (43 %) hat allerdings auch schon einmal komplett auf einen Arztbesuch verzichtet: Diese Gruppe hat sich auf Basis der onlinegestützten Selbstdiagnose auf eigene Faust behandelt.
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