Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Viele Fachgruppen blühen richtig auf. Auch solche, von denen man es erst nicht glauben mag. Was bedeutet das? In der Gynäkologie und auch in einigen anderen Fachgruppen werden soziale Medien wie Instagram dazu genutzt, sich als Praxis zu positionieren. Sowohl für bestimmte Patientengruppen als auch für potenzielle Mitarbeiter. Wie gelingt das? Die erfolgreichen Praxen informieren über bestimmte Themen so, dass Laien es verstehen und sich angesprochen fühlen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:

Ein Tod brachte die Erkenntnis

Eine Frauenärztin aus Mitteldeutschland hat in der Tageszeitung folgende Nachricht gelesen: „28-Jährige Top-Sportlerin an Gebärmutterhalskrebs gestorben“. Die junge Frau kam aus der Region, weshalb die lokale Presse darüber berichtete. Die Ärztin hat folgendermaßen reagiert: Auf ihrem Instagram-Account hat sie ein persönliches Video veröffentlicht und dabei auf zwei Dinge großen Wert gelegt. 1. Sachliche und verständliche Informationen zu liefern. Sie hat über die Krankheit aufgeklärt, erzählt was man als Patient selbst tun kann und was medizinisch sinnvoll ist. 2. Sie hat die emotionale Ebene angesprochen und dafür gesorgt, dass sich 97 % der Menschen das Video bis zum Ende angesehen haben. Das war messbar. Die Folge dessen war, dass sich die Nachfrage nach HPV-Impfungen in den darauffolgenden Wochen verdreifacht hat. Die Menschen waren sensibilisiert. Aber es gab noch etwas viel Wichtigeres. Und zwar die Erkenntnis der Ärztin darüber, welchen Einfluss und damit verbunden welche Verantwortung sie hat. „Mir wurde durch diesen Fall erst wieder richtig bewusst, was eigentlich meine Aufgabe ist. Krankheit möglichst zu verhindern, Prävention zu stärken und Patienten zu motivieren. Der erste und wichtigste Schritt ist die Aufklärung und der beste Weg die sozialen Medien. Denn da sind meine Patienten und vor allem die Patienten der Zukunft.“

Nicht alle Kanäle für alle Praxen geeignet

Viele Mediziner verbinden mit dem Internet und den sozialen Medien etwas Negatives. Sicherlich ist die Nutzung derer nicht trivial und nicht alle Kanäle sind für alle Praxen geeignet. Dennoch empfehle ich Ihnen, noch einmal über ihr Praxismarketing nachzudenken und sich beim Aufbau und der Pflege helfen zu lassen. Das hat Ihre Kollegin auch getan. Denn „einfach mal machen“ ist beim Thema Praxismarketing sicherlich nicht der richtige Weg. Das gilt übrigens auch dann, wenn Sie über die sozialen Medien die Mitarbeitergewinnung antreiben wollen. Warum das über einen lebhaften Online-Auftritt besser und wesentlich günstiger geht als zum Beispiel über Anzeigen in der Tageszeitung, zeige ich Ihnen anhand des folgenden Beispiels.

Facebook sorgte für die Entscheidung

Sie ist 36 Jahre alt, kommt gerade aus der Elternzeit und hat nach eigenen Angaben die Familienplanung abgeschlossen. Sie hat sich bewusst für eine neue Praxis entschieden, da sie in ihrer ehemaligen bereits die Ausbildung absolviert hat und bis zur Praxismanagerin aufgestiegen war. Mehr ging nicht und so suchte sie etwas Neues. Sieben Praxen wollten sie gerne haben. Nach und nach schloss sie eine aus, bis am Ende noch zwei übrig waren. „Die Schwester meiner besten Freundin war in der einen Praxis als MFA angestellt. Sie hat mir viel erzählt und es klang auch eigentlich ganz gut. Dann habe ich mir die andere Praxis genauer angeschaut. Beeindruckt hat mich, dass die Darstellung der Mitarbeiterinnen auf der Website sehr professionell und gleichzeitig witzig war. Jede hatte einen Gegenstand in der Hand, der sich beim Herübergleiten mit der Maus bewegt hat. Außerdem hatten alle irgendeine Funktion, zumindest stand das so da. Das wirkte kompetent. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war aber der sympathische Auftritt auf der Facebookseite. Es gab viele Fotos von den Kolleginnen, von Events, Weihnachtsfeiern. Sogar die Teambesprechungen schienen lustig zu sein. Jedenfalls hat die Praxis einen sehr guten Eindruck gemacht, der beim Vorstellungsgespräch unterstrichen wurde.“

Zeit sparen durch zeitgemäßes Praxismarketing

Diese Mitarbeiterin ist jetzt in einer unserer Praxen. Sie hat mir später noch erzählt, dass drei der sieben Praxen nicht einmal eine Website hatten. Dabei bietet diese eine Menge Vorteile, gerade auch in Fachgruppen mit vielen „Tabuthemen“, also Themen, über die Patienten nicht gerne sprechen möchten. Dieses gilt es allein aus medizinischer Sicht schon zu durchbrechen. Gerade jungen Patienten fällt es schwer, ihre Probleme den MitarbeiterInnen am Empfang oder am Telefon mitzuteilen. Die Lösung ist, solche Dinge zu instrumentalisieren. Das geht zum Beispiel über die Website und über die sozialen Medien. Die Vorteile sind, dass sich Patienten trauen und so gesundheitliche Probleme früher entdeckt werden können. Außerdem verringert sich der Kommunikationsaufwand in der Praxis. Das entlastet das Telefon und schafft eine echte Diskretion am Empfang. Ein guter Nebeneffekt: Ihre MitarbeiterInnen haben dann mehr Zeit für andere Dinge. Zum Beispiel für kurze Praxisvideos.