Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

Die Notaufnahmen der Krankenhäuser werden zunehmend von Patienten frequentiert, die eigentlich in einer Arztpraxis besser aufgehoben wären. Laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der KKH würde sogar mehr als jeder Dritte einer Notfallambulanz den Vorzug vor einer geöffneten Praxis geben. Als ausschlaggebende Gründe nannten die Umfrage-Teilnehmer eine bessere medizinische Versorgung und schnelle Hilfe ohne Terminvergabe.

Aufgrund der zunehmenden Probleme in den Kliniken hatte Bundesgesundheitsminister Spahn angekündigt, auch die Notfallversorgung verändern zu wollen. Ziel der Reformpläne ist eine stärkere Steuerung der Patienten über neue gebündelte Leitstellen und zentrale Anlaufstellen in Kliniken, die beide jeweils über die Behandlung entscheiden sollen.

Von weiteren Akteuren im Gesundheitswesen wurde außerdem erneut angeregt, eine Notaufnahme-Gebühr einzuführen. Die soll Patienten mit leichteren Beschwerden davon abhalten, die Ambulanzen zu blockieren. Die KKH wollte wissen, was die Patienten selbst von so einer Maßnahme halten würden.

Tatsächlich ist das Meinungsbild zu diesem Vorschlag unter den Teilnehmern der KKH-Umfrage gespalten, die Zahl der Befürworter aber dennoch überraschend hoch. So spricht sich die Hälfte (50 Prozent) für eine solche Gebühr aus. 48 Prozent sind dagegen, zwei Prozent haben (noch) keine Meinung dazu.

Zu den Gegnern der Gebühr gehört auch Dr. Wolfgang Matz, Vorstandsvorsitzender der KKH Kaufmännische Krankenkasse. „Medizinische Versorgung darf keine Frage des Geldbeutels sein. Statt einzelne Patienten für ihr Verhalten zu sanktionieren, sollten bessere Steuerungskonzepte und die Qualität der ambulanten Behandlung Betroffene gar nicht erst dazu verleiten, Notfallambulanzen wegen Bagatellerkrankungen aufzusuchen“, so seine Begründung. „Wir hoffen, dass der Minister möglichst bald einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegt, damit die geplanten Veränderungen spürbare Entlastungen bringen.“

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat 1.003 Personen zwischen 18- und 70 Jahren Anfang 2019 repräsentativ befragt.