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Klinik

Dr. Thierry Nordmann, Facharzt für Dermatologie und Venerologie sowie Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, wurde mit dem Oscar-Gans-Preis 2025 ausgezeichnet. Der von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) verliehene und mit 10.000 Euro dotierte Preis würdigt seine wegweisende Forschung zur toxisch epidermalen Nekrolyse (TEN) – einer seltenen, aber potenziell tödlichen Arzneimittelreaktion. Nordmanns Arbeiten zeigen, wie moderne Proteomik und künstliche Intelligenz gemeinsam neue Therapiepfade eröffnen können.

Proteomik in der Dermatologie: Neue Einblicke in schwere Hautreaktionen

Thierry Nordmann leitet seit April 2025 die neue Forschungsgruppe „Molekulare und räumliche Biologie der Haut“ am Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB) in Martinsried. Ziel seiner Arbeit ist es, mit Hilfe der massenspektrometriebasierten Proteomik klinische Proben auf ihre Proteinzusammensetzung hin zu analysieren, um so die molekularen Grundlagen entzündlicher und autoimmuner Hauterkrankungen zu verstehen. „Mein Ziel ist es, diese Mechanismen zu entschlüsseln, um gezieltere Therapien zu ermöglichen", erklärt der Wissenschaftler.

Besonderes Augenmerk legte Nordmann in den vergangenen Jahren auf die toxisch epidermale Nekrolyse. Mithilfe der neu entwickelten Methode der Deep Visual Proteomics, die im Labor von Prof. Matthias Mann entstand, konnte er erstmals die Aktivierung des JAK/STAT-Signalwegs als zentrale Triebkraft der Erkrankung identifizieren. „Erstmalig konnte mithilfe der Proteomik-Forschung zeitnah ein klinisch relevanter Therapieansatz für diese schwerwiegende Erkrankung vorgeschlagen werden“, erläutert Nordmann.

Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde in einer vorklinischen Untersuchung eine Behandlung mit JAK-Inhibitoren getestet – mit positiven Effekten bei sieben betroffenen Patienten.

Anerkennung auf der DDG-Tagung in Berlin

Für diese Forschungsleistung wurde Thierry Nordmann auf der 53. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Berlin mit dem renommierten Oscar-Gans-Preis ausgezeichnet. Dieser Preis wird alle zwei Jahre für besonders innovative, klinisch relevante Arbeiten in der experimentellen Dermatologie verliehen. „Thierry Nordmann verbindet auf beeindruckende Weise Grundlagenforschung in der Molekularbiologie, technologische Innovation in der Proteomik und klinische Anwendung in der Dermatologie. Seine Forschung rettet Menschenleben und zeigt eindrucksvoll das Potenzial der Proteomik in der translationalen Medizin“, so Prof. Matthias Mann, Direktor der Abteilung für Proteomik und Signaltransduktion am MPIB.

Neue Forschungsgruppe mit translationalem Fokus

Mit der neu gegründeten Forschungsgruppe am MPIB verfolgt Nordmann ambitionierte Ziele. Aufbauend auf dem Erfolg der TEN-Studie will er die molekularen Grundlagen weiterer dermatologischer Erkrankungen wie Entzündungen, Autoimmunprozesse und Hautkrebs entschlüsseln. „Der Erfolg unserer TEN-Studie motiviert mich enorm für die zukünftige Arbeit", erklärt Nordmann. „Wir verwenden die Haut als Modellsystem, um grundlegende biologische Mechanismen von Entzündungen, Autoimmunerkrankungen und Hautkrebs zu untersuchen.“

Dabei setzt das Team auf die Kombination aus massenspektrometrischer Proteomik und künstlicher Intelligenz, um krankheitsdefinierende molekulare Muster mit direkter medizinischer Relevanz zu identifizieren. „Unser Ziel ist die Identifizierung krankheitsdefinierender molekularer Muster mit direkter medizinischer Relevanz. Wir konzentrieren uns besonders auf dermatologische Erkrankungen, bei denen mechanistische Erkenntnisse die klinische Praxis entscheidend verbessern können.“

Über Thierry Nordmann

Dr. med. Dr. phil. nat. Thierry Nordmann wuchs in der Schweiz und den USA auf und studierte Medizin in Basel und Zürich. Unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds promovierte er 2015 (Dr. med.) und 2016 (Dr. phil. nat.) im Rahmen eines MD-PhD-Programms. 2021 erhielt er den Facharzttitel für Dermatologie und Venerologie. Als Postdoktorand arbeitete er im Labor von Prof. Matthias Mann, einem der weltweit führenden Proteomik-Forscher. Seit 2024 ist Nordmann Oberarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum der LMU München.

Oscar-Gans-Preis

Der Oscar-Gans-Preis der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) wird alle zwei Jahre verliehen und zeichnet exzellente, innovative Forschungsarbeiten in der experimentellen Dermatologie mit hoher klinischer Relevanz aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von Galderma unterstützt.

Quelle:

IDW Online