Umfrage: Klinikärzte am Rande des Burnouts
A&W RedaktionIm September 2019 wurden Ärzte und Ärztinnen im Auftrag des Marburger Bundes Landesverband Berlin/Brandenburg zu ihren Arbeitsbedingungen, ihrem Stressbewältigungsverhalten sowie ihrer psychischen Gesundheit befragt. Die Ergebnisse sind alarmierend.
So berichten 69% der Befragten, mehrmals pro Tag oder ständig unter Zeitdruck zu stehen. Hierbei zeigt sich, dass Zeitdruck in Universitätskliniken am höchsten ausgeprägt ist. Zugleich arbeiten Ärzte in Kliniken laut der Umfrage im Schnitt 50 Stunden pro Woche – 11,7 Stunden mehr als vertraglich vereinbart. Das reicht aber offenbar noch immer nicht aus: Fast 60 % gaben an, nach eigenem Empfinden regelmäßig nur oberflächlich zu arbeiten, weil es zeitlich nicht zu mehr reiche.
Eine große Belastungsquelle stellen Unsicherheiten, die während der Arbeit auftreten und durch unzureichende Informationen, unklare Vorgaben und/oder durch geringe Berufserfahrung hervorgerufen werden, dar. Mehr als ein Drittel (34%) der Befragten gab an, mehrmals pro Woche oder sogar täglich solche Unsicherheiten zu erleben. Besonders stark sind davon Assistenzärzte und -ärztinnen betroffen.
Frust begleitet Klinikärzte täglich
53 Prozent der Mediziner leiden außerdem unter Frust und bezeichnen diesen als einen weiteren zentralen Belastungsfaktor in der Arbeit. Bedingt wird die Frustration laut Umfrage vor allem durch schlechte Arbeitsbedingungen und Klinikvorgaben, die es den behandelnden Ärzten und Ärztinnen erschweren, die Patientenversorgung den eigenen Ansprüchen entsprechend auszuführen.
Das Bild, das die Umfrage zeige, sei erschreckend, so der Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Berlin/Brandenburg, Peter Bobbert. Die Gewerkschaft fordert, mehr in das Personal in den Kliniken zu investieren und eine adäquate Arbeitszeiterfassung einzuführen. Tatsächlich zeigen die Arbeitsbedingungen bereits negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Klinikärzte und -ärztinnen: Ein Drittel der Befragten gab an, sich oft oder sehr oft “ausgebrannt” zu fühlen.
“Es stimmt also etwas nicht mehr durch die Arbeitsbedingungen, die wir in den Krankenhäusern haben”, so Bobbert. “Wir brauchen moderne Krankenhäuser, wir brauchen moderne Geräte. Aber am Ende ist es der Faktor Mensch, in den wir investieren müssen”.
Interessenten können die kompletten Ergebnisse hier abrufen.