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Corona-News

Premiere bei der Impfkampagne: Erstmals konnten die an der Impfkampagne beteiligten Arztpraxen frei auswählen, welchen Impfstoff sie  bestellen. Für die Woche vom 3. bis 9. Mai mussten die Rezepte bis spätestens 27. April, 12 Uhr, in den Apotheken eingereicht sein, da diese wiederum bis 15 Uhr beim Großhandel bestellen mussten.

Arztpraxen wollen mehr Biontech

Wie die Blitzumfrage des Branchendienstes Apotheke Adhoc zeigt, haben die niedergelassenen Ärzte eindeutige Präferenzen. Das Verhältnis von AstraZeneca zu Biontech liegt bei den eingegangenen Bestellungen bei 1 zu 2,4. Die Praxen haben also mehr als doppelt so viele Dosen Comirnaty bestellt, und das dürfte Konsequenzen haben: Denn mit 1,6 und 1,4 Millionen Dosen sind beide Impfstoffe laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) in ähnlicher Größenordnung verfügbar.

Rein rechnerisch hat laut Umfrage jede Ärztin beziehungsweise jeder Arzt im Durchschnitt 40 Dosen AstraZeneca bestellt und 93 Dosen Biontech. Da viele Apotheken nur eine oder wenige Praxen beliefern, liegt der Median entsprechend bei 20 und 48 Dosen. Auffällig auch: 18 Prozent der Ärzte und Ärztinnen haben laut Umfrage überhaupt keinen Impfstoff von AstraZeneca bestellt.

Ärzte mit Vorbehalten gegen AstraZeneca

Hintergrund sind die Vorbehalte gegen den Impfstoff – und zwar nicht nur unter den Patienten: 44 Prozent der befragten Apotheker gaben an, dass mehr als die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen die Vakzine von AstraZeneca ablehnen. Bei Biontech sehen 86 Prozent dagegen gar keine Zweifel seitens der Mediziner.

Generell wird die maximale Bestellmenge weitgehend ausgenutzt. Das bestätigten 78 Prozent der Teilnehmer. Bei AstraZeneca sehen allerdings 90 Prozent noch Luft nach oben, bei Biontech sind es nur halb so viele. Dass die Nachfrage nach AstraZeneca seitens der Arztpraxen wegen der Lockerung bei der Priorisierung steigt, findet nur jeder vierte befragte Apotheker (23 Prozent).

Werden niedergelassene Ärzte ausgebremst?

Die befragten Apotheker bestätigen außerdem die Kritik der Ärzteschaft: 83 Prozent der Teilnehmer sind sicher, dass die Arztpraxen viel mehr Patienten impfen könnten, aber zu wenig Impfstoff bereitgestellt werde. Einen Grund für den Mangel sehen 58 Prozent darin, dass die Impfzentren künstlich am Leben gehalten werden. Weil dort bevorzugt Biontech eingesetzt werde, hätten die Praxen das Nachsehen und die Diskussionen mit den Patienten, meinen 61 Prozent. Auch hier stehen die Apothekerteams aufseiten der Praxen: Ihrer Meinung nach sollten Fachärzte  und -ärztinnen vermehrt in die Impfungen einbezogen werden, da sie die Chroniken am besten kennen, so knapp neun von zehn Befragten (86%).

*An der Blitzumfrage, die im Auftrag von APOTHEKE ADHOC durch aposcope durchgeführt wurde, nahmen am 27. April zwischen 13 und 15 Uhr insgesamt 173 verifizierte Apotheker:innen und PTA teil.