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Dermatologie
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Was ist Psoriasis? Symptome und Ursachen im Überblick

Die Autoimmunerkrankung Psoriasis zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen weltweit. Allein in Deutschland leiden rund zwei Prozent der Bevölkerung unter dem auch als Schuppenflechte bekannten Gesundheitsproblem. Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung verläuft in Schüben und kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Typische Beschwerden umfassen rote, schuppige Hautstellen, vor allem an Ellbogen, Knien, an der Kopfhaut oder im unteren Rückenbereich. Diese Hautläsionen rufen häufig Brennen und Juckreiz hervor.

Immunzellen und Entzündungsreaktionen bei Schuppenflechte

Wie bei vielen anderen autoimmun vermittelten Erkrankungen auch, greifen übermäßig aktive Immunzellen körpereigenes Gewebe an, indem sie entzündliche Prozesse anstoßen. Bei Psoriasis sind hierfür in erster Linie spezielle Untergruppen von T-Zellen verantwortlich. Diese umfassen T-Helfer-17- und Gamma-Delta-T17-Zellen, welche das proinflammatorische Zytokin Interleukin-17A (IL-17A) produzieren.

Forschung zu neuen Stoffwechselwegen bei Psoriasis

In einer aktuellen, umfangreichen Analyse nahm ein Forschungsteam um Prof. Tim Sparwasser, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsmedizin Mainz, den Stoffwechsel der Gamma-Delta-T17-Zellen genauer unter die Lupe. Hierfür wendeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler moderne Hochdurchsatz-Screening-Verfahren wie RNA-Sequenzierung, SCENITH (Single Cell Energetic metabolism by profiling Translation inhibition), Proteomik und stabile Isotopenverfolgung an.

Warburg-Effekt und Fettsäureproduktion: Schlüsselmechanismen entdeckt

Dabei stellten sie fest, dass Gamma-Delta-T17-Zellen unter Bedingungen, die einer Entzündung bei Psoriasis gleichen, eine metabolische Umprogrammierung erfahren. So schalteten pathologische Zellen vermehrt auf die aerobe Glykolyse um. Bei diesem auch als „Warburg-Effekt“ bekannten Phänomen bauen Zellen auch bei ausreichender Sauerstoffversorgung verstärkt Glukose ab, um daraus Laktat zu bilden.

ACC1 als Zielstruktur: Neue Hoffnung für die Psoriasis-Therapie

Darüber hinaus fanden die Autorinnen und Autoren heraus, dass die entzündungsfördernde Aktivität der Zellen durch die Fettsäuresynthese (Fatty Acid Synthesis, FAS) vermittelt wurde. Dabei fungierte die Acetyl-CoA-Carboxylase 1 (ACC1) als Schlüsselenzym. Durch die Blockade der ACC1 mit dem pharmakologischen Inhibitor Soraphen A konnte die IL-17A-Produktion in den Gamma-Delta-T17-Zellen sowie die dadurch vermittelte Entzündung reduziert werden. Außerdem wiesen die Forschenden die pathogene Rolle von ACC1 in Gamma-Delta-T17-Zellen in vivo an Mäusen nach. So besserte sich die Entzündung bei Mäusen mit Psoriasis durch die genetische Ablation von ACC1.

Zukunft der Psoriasis-Behandlung: Weniger Nebenwirkungen möglich?

„Aktuelle Psoriasis-Behandlungen zielen auf Interleukin-17A oder das Immunsystem direkt ab. Im Gegensatz dazu identifiziert unsere Studie den Stoffwechsel als zentralen Treiber der IL-17A-Produktion in Gamma-Delta-T17-Zellen und der durch die Immunzellen ausgelösten Entzündungsreaktion“, erläuterte Sparwasser in einer Pressemitteilung. „Unsere Erkenntnisse belegen, dass ein gezielter Eingriff in die Fettsäureproduktion einen neuen Weg zur Behandlung von Psoriasis mit weniger Nebenwirkungen bieten könnte. Darüber hinaus könnte dieser Ansatz auch eine neue therapeutische Strategie für andere Autoimmunerkrankungen, wie die rheumatoide Arthritis oder entzündliche Darmerkrankungen, darstellen. Eine wichtige Herausforderung für die Zukunft wird es sein, Strategien zu entwickeln, um die Blockade der Fettsäuresynthese spezifisch in T-Zellen zu erreichen.“