DEGRO-Kongress 2025: Innovationen in der Strahlentherapie
Marzena SickingDer DEGRO-Kongress 2025 in Dresden stellte neue Studien, Technologien wie MR-LINAC und KI-gestützte Strahlentherapie vor. Im Fokus: Präzision, Teamwork und Patientenzentrierung.
Mit einem eindrucksvollen Plädoyer für die Bedeutung radioonkologischer Forschung eröffnete der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer am 20. Juni den 31. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) in Dresden. Rund 1.500 Fachteilnehmer und Teilnehmerinnen diskutieren dort aktuelle Studienergebnisse, technologische Innovationen und gesundheitspolitische Rahmenbedingungen der modernen Strahlentherapie. Im Fokus stehen Präzision, Individualisierung und Lebensqualität – zentrale Kriterien für eine zukunftsfähige Krebsmedizin.
Radioonkologie als Innovationsmotor
Strahlentherapie zählt zu den tragenden Säulen der onkologischen Versorgung. Etwa die Hälfte aller Krebspatientinnen und -patienten erhält im Verlauf der Erkrankung eine Bestrahlung, kurativ oder palliativ. Die Radioonkologie ist zugleich eines der innovativsten Fächer der Medizin. Künstliche Intelligenz (KI), bildgestützte Verfahren und neue Bestrahlungstechnologien erhöhen die Präzision der Therapie und verbessern deren Verträglichkeit. Entsprechend betonte Kretschmer in seiner Eröffnungsrede: „Die Fortschritte in der modernen Krebsmedizin sind beeindruckend – besonders in der Strahlentherapie zeigt sich, wie sehr medizinischer Fortschritt dem Wohl der Patientinnen und Patienten dient.“
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist der Einsatz eines Magnetresonanz-Linearbeschleunigers (MR-LINAC), der seit 2022 am Dresdner Universitätsklinikum in Betrieb ist – als erster Standort im Osten Deutschlands. Dieses Gerät kombiniert Magnetresonanztomografie mit einem Linearbeschleuniger und ermöglicht die Echtzeit-Anpassung der Strahlenbehandlung. Durch die verbesserte Visualisierung können Tumorzellen zielgenau getroffen und umliegendes Gewebe geschont werden – mit deutlich reduziertem Nebenwirkungsprofil. Das Gerät wurde mit Fördermitteln des Freistaats Sachsen und der EU in Höhe von neun Millionen Euro angeschafft.
Studien zeigen klare Vorteile moderner Verfahren
Zu den wissenschaftlichen Höhepunkten des Kongresses zählen unter anderem Ergebnisse der internationalen EMBRACE-II-Studie: Sie belegen, dass modernste bildgestützte Techniken in der Behandlung von Zervixkarzinomen die lokalen Kontrollraten verbessern und toxische Effekte minimieren. Ein weiteres Beispiel ist ein biologisch innovativer Ansatz, der bei Lungenkarzinomen eine intensivere Bestrahlung ermöglicht, ohne das kardiale Risiko zu erhöhen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch KI-basierten Anwendungen, etwa zur automatisierten Dosisverteilung bei aggressiven Hirntumoren. Erste Daten zeigen, dass dadurch nicht nur Planungszeiten signifikant verkürzt, sondern auch Therapieergebnisse verbessert werden können – ein entscheidender Vorteil in zeitkritischen klinischen Situationen.
Dresden als Standort moderner Krebsmedizin
Kretschmer würdigte die Rolle Dresdens als Leuchtturmstandort: Mit der vollständigen Verfügbarkeit aller Protonenbestrahlungsverfahren am OncoRay-Zentrum seit 2017 und der engen Verzahnung von universitärer Forschung und Versorgung setze der Standort Maßstäbe. Das sächsische Krebsregister liefere zudem belastbare Daten für Versorgungsforschung und Qualitätssicherung und bilde die Grundlage für gezielte Weiterentwicklungen.
Patientinnen und Patienten im Zentrum
„Es sind Innovationen wie diese, die vielen Menschen ein längeres Überleben bei guter Lebensqualität trotz Krebs ermöglichen“, betonte Prof. Dr. Mechthild Krause, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Dresden. Gemeinsam mit Prof. Dr. Esther Troost (ebenfalls Dresden) und Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein (Universitätsklinikum Würzburg) leitet sie den diesjährigen Kongress. Trotz aller technologischen Fortschritte sei das Ziel immer dasselbe: die bestmögliche Therapie für die Patient:innen.
Quelle:www.degro-kongress.org, idw-online