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Medizinische Definition

Der ICD-10-GM-Code E04 umfasst verschiedene Formen der nichttoxischen Struma, also Schilddrüsenvergrößerungen ohne klinische oder laborchemische Hinweise auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Nichttoxisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass keine exzessive Hormonproduktion durch die Schilddrüse vorliegt – im Gegensatz zur toxischen Struma (E05).

Die Struma (vergrößerte Schilddrüse) stellt weltweit eine der häufigsten endokrinologischen Erkrankungen dar. In Deutschland ist sie vor allem Jodmangel-bedingt – trotz flächendeckender Jodprophylaxe weiterhin mit hoher Prävalenz, insbesondere in bestimmten Altersgruppen.

Struma: Klassifikation nach ICD-10-GM

ICD-10 Code

Bezeichnung

E04.0

Nichttoxische diffuser Struma (einfache Struma)

E04.1

Nichttoxische multinodöse Struma

E04.2

Nichttoxische solitäre Schilddrüsenknoten

E04.8

Sonstige näher bezeichnete nichttoxische Struma

E04.9

Nichttoxische Struma, nicht näher bezeichnet

Hinweis für die Praxis: Die ICD-Kodierung sollte auf Grundlage der sonographischen Befundung und der Hormonstatusbestimmung erfolgen. Bei diagnostizierten Knotenstrumen empfiehlt sich zusätzlich die Angabe von Begleitcodes für z. B. Dysphagie (R13), Tracheakompression (J39.8) oder anderen lokalen Symptomen.

Ätiologie: Die möglichen Ursachen einer Schilddrüsenvergrößerung

Die häufigste Ursache für nichttoxische Struma ist ein chronischer alimentärer Jodmangel, der zu kompensatorischer Schilddrüsenvergrößerung führt. Weitere Ursachen sind:

  • genetische Disposition (z. B. familiäre Struma)

  • Schilddrüsenenzyme-Defekte

  • Einnahme strumigener Medikamente (z. B. Lithium, Amiodaron)

  • chronische Autoimmunthyreoiditis (initial euthyreot)

 

Diagnostik bei vergrößerter Schilddrüse

Zur Diagnostik bei Verdacht auf nichttoxische Struma gehören:

  • Sonographie: echogene Struktur, Größe, Knotenbildung

  • Labor: TSH, fT3, fT4, ggf. Anti-TPO, TRAK, TG-AK

  • Sonographie: echogene Struktur, Größe, Knotenbildung

  • Szintigraphie bei funktioneller Abklärung (heiße vs. kalte Knoten)

  • Feinnadelpunktion bei Malignitätsverdacht

Therapie einer vergrößerten Schilddrüse

Die Behandlung einer vergrößerten Schilddrüse richtet sich nach Größe, Wachstumstendenz, Kompression und Malignitätsrisiko:

  • Medikamentöse Therapie mit niedrig dosiertem Levothyroxin (Monotherapie oder LT4+Jod-Kombination)

  • Jodsubstitution in milder Ausprägung ohne Kompressionszeichen

  • Radioiodtherapie bei diffuser oder multinodöser Struma

  • Operation (Thyreoidektomie/Subtotalresektion) bei Kompression, Verdacht auf Malignität oder kosmetisch störender Vergrößerung

Vergrößerte Schilddrüse: Informationen für Patienten

Die Diagnose „nichttoxische Struma“ bedeutet, dass Ihre Schilddrüse vergrößert ist, aber derzeit keine Überfunktion zeigt. In Deutschland entsteht eine Struma meist durch einen leichten, dauerhaften Jodmangel. Falls überhaupt Symptome auftreten, dann kann es sich um ein Druck- oder Engegefühl im Hals, sichtbare oder tastbare Schwellungen am Hals oder manchmal auch um Schluckbeschwerden handeln.

Solche Veränderungen der Schilddrüse verlaufen oft unbemerkt und sind gut behandelbar – meist mit Jodtabletten oder leichter Hormontherapie. In einigen Fällen kann ein Knoten entstehen, der weiter abgeklärt werden muss. Nur sehr selten ist ein Schilddrüsenknoten bösartig.

Wichtig ist, dass Sie die Kontrolltermine bei Ihrer Haus- oder Fachärztin wahrnehmen. Je nach Befund wird entschieden, ob weitere Diagnostik oder eine Therapie notwendig ist. Die gute Nachricht: Früh erkannt ist die Struma meist problemlos behandelbar – ganz ohne Operation.

Quelle:

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) - Leitlinie: Jodmangelstruma (AWMF 027-046), Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN): Schilddrüsendiagnostik, AWMF-Leitlinie 031/058: Diagnostik von Schilddrüsenknoten (S2k-Leitlinie, 2022)

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