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Dermatologie

Was ist Prurigo nodularis?

Prurigo nodularis ist eine seltene, chronische, neuroimmunlogische Hauterkrankung, die durch stark juckende Hautknoten, Wunden und Schmerzen gekennzeichnet ist. Kratzen verstärkt den Juckreiz und es führt häufig zu einem Juckreiz-Kratz-Zyklus, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Welche Symptome gibt es bei Prurigo nodularis?

Wie eine Studie kürzlich gezeigt hat, ist der Juckreiz die schlimmste Belastung für die Patienten. Viele von ihnen haben Schlafstörungen und leiden an Depressionen oder Angststörungen. Die Erkrankung beeinträchtigt alle Lebensbereiche und vermindert die Lebensqualität enorm. Deshalb sind die wichtigsten Behandlungsziele Reduktion des Juckreizes, Heilung der Läsionen, Verbesserung des Schlafes und der allgemeinen Lebensqualität.

Wie entsteht Prurigo nodularis?

Pathophysiologisch verursacht eine neuroimmunlogische Dysregulation den Juckreiz, der zu Kratzen und Hautläsionen führt. Der genaue Entstehungsmechanismus ist aber bisher nicht geklärt. Man weiß nur, dass Immunantworten der Immunzellen vom Typ 2, Typ 17 und Typ 22 daran beteiligt sind und bei Betroffenen das neuroimmunologische Zytokin Interleukin-31 erhöht ist.

Aktuelle Phase-3-Studie mit Nemolizumab macht Hoffnung

Der Antikörper Nemolizumab soll nach Angaben des Schweizer Herstellers Galderma die Interleukin-31-Signalübertragung blockieren. Das Unternehmen verweist hier auf die Phase-2-Studie, in der sich Nemolizumab schon als wirksam zur Verminderung des Juckreizes und Verbesserung der Hautläsionen gezeigt habe. In der Phase-3-Studie OLYMPIA 2 haben Wissenschaftler um Professor Shawn Kwatra, Direktor des John Hopkins Itch Center in Baltimore, mit einer niedrigen, auf das Körpergewicht angepassten Nemolizumab Dosis gearbeitet. Das New England Journal of Medicine hat kürzlich die Ergebnisse veröffentlicht.

Gewichtsabhängige Nemolizumab-Dosis

An der doppelblinden Studie nahmen an 68 Standorten insgesamt 274 Patienten mit Prurigo nodularis und schwerem Juckreiz teil. Auf der „Peak Pruritus Numerical Rating Scale“ (PP-NRS) lag ihre durchschnittliche Juckreiz Intensität bei 8,4 Punkten von 10. Die Behandlungsphase dauerte 16 Wochen und die Nachbeobachtungszeit acht Wochen. Per Zufallsprinzip wurden 183 Patienten in die Nemolizumab-Gruppe und 91 Patienten in die Placebo-Gruppe eingeteilt. Die Patienten, die weniger als 90 kg wogen, erhielten eine Initialdosis von 2 Injektionen à 30 mg Nemolizumab, gefolgt von 30 mg alle vier Wochen. Patienten, die 90 kg wogen oder schwerer waren, bekamen alle vier Wochen 60 mg Nemolizumab. Die Patienten der Placebo-Gruppe erhielten entsprechende Injektionen.

Primäre Endpunkte der Studie waren in Woche 16 eine Verbesserung des Juckreizes um vier oder mehr Punkte im PP-NRS gegenüber dem Ausgangswert. Zudem eine Bewertung der Hautläsionen auf der Skala des „Investor’s Global Assessment“ (IGA von 0 – 4) von 0 = abgeheilt oder 1 = fast abgeheilt und einer Verbesserung um mindestens zwei Punkte gegenüber dem Ausgangswert.

Studie: Signifikanter Rückgang des Juckreizes

Bei 56,3 Prozent der Patienten, die Nemolizumab erhalten hatten, verringerte sich die Intensität des Juckreizes den Studienergebnissen zufolge so stark, dass sie den primären Endpunkt erreichten, gegenüber 20,9 Prozent in der Placebogruppe. Was die Abheilung der Läsionen angeht, erreichten 37,7 Prozent der Patienten laut Studie mit Nemolizumab den primären Endpunkt und 11 Prozent der Patienten, die Placebo-Injektionen erhalten hatten. Auch bei Schlafstörungen und Schmerzen stellten die Forscher Verbesserungen fest. Die Ergebnisse sind den Studienleitern zufolge statistisch signifikant.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Während der Behandlung trat bei 61,2 Prozent der Patienten der Nemolizumab-Gruppe und 52,7 Prozent der Patienten der Placebo-Gruppe allerdings auch mindestens ein unerwünschtes Ereignis auf. Die häufigsten Nebenwirkungen der Nemolizumab-Behandlung waren leichte Neurodermitis und Kopfschmerzen. Selten traten leichte und mittelschwere Ödeme peripher und im Gesicht auf sowie Asthma. In der Placebo-Gruppe gab es mehr Infektionen.