Studie: Schadet Künstliche Intelligenz dem Arzt-Patienten-Verhältnis?
Wiebke PfohlWie verändert Künstliche Intelligenz das Arzt-Patienten-Verhältnis? Eine Studie zeigt: Patienten, die KI-Tools nutzen, könnten Ärzte als weniger kompetent und empathisch einschätzen. Was Ärzte dagegen tun können.
Künstliche Intelligenz wird in der Medizin immer relevanter. Wenig untersucht ist allerdings die Frage, welchen Einfluss die Nutzung von KI auf das Arzt-Patienten-Verhältnis hat. Eine aktuelle Studie legt nun nahe: Ärztinnen und Ärzte, die KI nutzen, werden von Patienten als weniger kompetent, weniger vertrauenswürdig und weniger empathisch eingeschätzt.
Auswirkungen von KI-Nutzung auf Einstellung der Patienten
Für die aktuelle Studie zeigten die Forschenden um Moritz Reis vom Lehrstuhl für Psychologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1276 US-amerikanischen Personen fiktive Anzeigen von Hausärztinnen und Hausärzten. Die Probanden wurden dabei randomisiert in vier Gruppen aufgeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt eine Anzeige, auf der kein Hinweis auf KI-Nutzung zu sehen war. Die anderen drei Gruppen erhielten Anzeigen auf dem entweder ein Hinweis auf Nutzung von KI zu administrativen, zu diagnostischen oder zu therapeutischen Zwecken vermerkt war. Die Studienteilnehmenden sollten die Ärztinnen und Ärzte dann auf Skalen bewerten.
Wiesen die Anzeigen auf eine Nutzung von KI hin, bewerteten die Patient:innen die Mediziner als signifikant weniger vertrauenswürdig, weniger vertrauenswürdig und weniger empathisch. Die Effekte waren relativ klein, besonders bei der Nutzung von administrativer KI. Zudem fanden die Forschenden heraus, dass die Teilnehmenden weniger bereit waren, einen Termin bei einem KI-nutzenden Arzt oder Ärztin auszumachen.
Künstliche Intelligenz und das Arzt-Patienten-Verhältnis
KI kann das Arzt-Patienten-Verhältnis auch auf andere Arten und Weisen beeinflussen. Etwa weist die Bundesärztekammer in einem aktuellen Thesenpapier darauf hin, dass Patienten durch KI-gestützte Apps, Wearables und Symptom-Checker heute besser informiert sind oder sich zumindest besser informiert einschätzen. Dadurch verschiebe sich die Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte und die Anforderungen an digitale Gesundheits- und Medienkompetenz, Umgang mit KI-generierten Daten und Kommunikation steigen. Lesen Sie hier mehr über über das Thesenpapier und darüber, was Ärztinnen und Ärzte jetzt wissen und tun müssen.
Schlussfolgerungen aus der aktuellen Studie
Trotz einigen Limitationen – wie etwa das artifizielle Szenario, die Auswahl der Proband:innen sowie die Frage nach der Übertragbarkeit auf die Situation und die Einstellungen von Patient:innen in Deutschland – wirft die Studie interessante Fragen auf. Denn die Autoren schreiben auch, dass schon frühere Studien darauf hingewiesen haben, dass die Öffentlichkeit - und somit auch Patientinnen und Patienten – gewisse Vorbehalte gegen die Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen haben. Wie können Ärztinnen und Ärzte dem begegnen?
Skepsis gegenüber KI: Was können Ärztinnen und Ärzte tun?
“Mögliche Gründe für die bestehende Skepsis können Bedenken sein, dass Ärzte sich zu sehr auf KI verlassen und dass die Nutzung von KI die Interaktion zwischen Patienten und Ärzten reduziert sowie Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und steigender Gesundheitskosten”, schreiben die Autoren der Publikation.
Um der Skepsis von Patientinnen und Patienten zu begegnen, schlagen die Autoren der aktuellen Studie vor, die Gründe für den Einsatz von KI transparent zu kommunizieren und die Vorteile der KI-Nutzung für die Patientinnen und Patienten zu betonen.