Online-Angebot hilft, Arzneimittel nachhaltig zu verwenden
Heiko FeketeDie Verschreibung von Arzneimitteln gehört zu den Routineaufgaben in einer Arztpraxis. Einige Medikamente können durch ihre Wirkstoffe allerdings schädliche Wirkungen auf die Umwelt haben. Eine Internetseite des Umweltbundesamts soll es niedergelassenen Ärzten erleichtern, auf eine nachhaltigere Medikation zu setzen.
Gerade für Patienten mit chronischen Erkrankungen sind Arzneimittel ein wichtiger Baustein, um den Leidensdruck zu mildern. Das Umweltbundesamt (UBA) hat anhand von Zahlen aufgeschlüsselt, wie viele Medikamente in Deutschland derzeit im Umlauf sind: Demnach sind rund 2.500 verschiedene Arzneiwirkstoffe in über 100.000 Humanarzneimitteln verfügbar, mit jährlichen Verbrauchsmengen von mehr als 35.000 Tonnen. Durch den demografischen Wandel wird der Medikamentenverbrauch stetig zunehmen.
Darum ist Nachhaltigkeit bei Medikamenten ein wichtiges Thema
Aus diesem Grund wird es in Zukunft umso bedeutender sein, die Umweltauswirkungen von Arzneimitteln stärker im Blick zu haben. Viele Wirkstoffe gelangen beispielsweise über Ausscheidungen ins Abwasser. Zwar können Kläranlagen einen Teil der Wirkstoffe abbauen, allerdings treten Arzneirückstände auch zurück in die Umwelt, wo sie oft ins Grundwasser versickern und durch Abbauprodukte länger verbleiben.
Eine falsche Entsorgung von abgelaufenen Medikamenten kann die Umwelt ebenfalls belasten. Um für einen umweltbewussteren Umgang mit Arzneimitteln zu sensibilisieren, hat das UBA ein Internetportal eingerichtet, das sich speziell auch an Ärztinnen und Ärzte richtet. So weist die Umweltbehörde unter anderem darauf hin, dass Niedergelassene auch bei der Verschreibung der Medikamente an ihre Patienten einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können (siehe dazu auch Checkliste unten)
Welche Maßnahmen zu einem nachhaltigeren Umgang verhelfen
Ein kleiner, aber wirksamer Schritt ist es, übermäßige Verschreibungen zu vermeiden und auf kleinere Packungsgrößen zu setzen, um die Abfallmenge möglichst gering zu halten. Ärzte können ihre Patienten zudem darauf ansprechen, Tabletten nie über die Toilette oder Spüle, sondern über den Hausmüll zu entsorgen. Das gilt auch für flüssige Präparate wie Hustensaft oder Augentropfen – hier rät das UBA, die Medikamente zusammen mit dem Behälter zu entsorgen.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist das Umweltrisiko einzelner Wirkstoffe. Falls es medizinisch sinnvoll ist, können Ärztinnen und Ärzte bei bestimmten Präparaten auf nachhaltige Alternativen setzen. Die Fachinformationen der Präparate enthalten zudem Hinweise, wenn ein Arzneistoff als umweltschädlich eingestuft wurde.
Informationen zu den Umweltauswirkungen einzelner Medikamente sind auch in einer Übersicht auf dem UBA-Internetportal aufgelistet. Allerdings fehlt es hier noch an einer öffentlich zugänglichen Datenbank. Dagegen klärt die Plattform auch über Alternativen zur medikamentösen Behandlung auf, um auf diesem Wege den Medikamenteneinsatz zu verringern.
Umwelt-Checkliste: Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln
Kann ich medikamentöse Behandlungen vermeiden oder durch vorbeugende, ergänzende oder nichtmedikamentöse Maßnahmen verringern?
Achte ich darauf, mögliche Über- und Fehlverschreibungen zu verhindern (z.B. durch Überwachung des Behandlungsverlaufs)?
Überprüfe ich Medikationen auf verzichtbare Arzneimittel?
Kann ich umweltfreundlichere Wirkstoffe verschreiben, welche schneller abgebaut werden?
Kann ich durch die Verschreibung kleinerer Packungsgrößen zu weniger Arzneimittelresten beitragen?
Quelle: Umweltbundesamt