Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Eines haben die Gesundheitssysteme innerhalb der Europäischen Union gemeinsam: Die Probleme, mit denen sie konfrontiert werden, sind vielfältig, heißt es im OECD-Report. Dazu zählen der demografische Wandel, Fachkräftemangel, und der Klimawandel, der spürbare gesundheitliche Folgen nach sich zieht und auch dem Gesundheitswesen mehr Nachhaltigkeit abverlangt.

Der demografische Wandel macht sich unter anderem beim Gesundheitspersonal bemerkbar. Im EU-Schnitt waren 35 Prozent der Ärztinnen und Ärzte 2022 über 55 Jahre alt, Deutschland liegt mit 44 Prozent über dem Schnitt. Nur in Bulgarien, Italien, Lettland und Estland waren noch mehr Ärzte zum erhobenen Zeitpunkt über 55. In Nachbarländern wie Österreich, den Niederlanden und Dänemark ist der Anteil älterer Ärzte niedriger:

Anteil der Ärzte über 55 in den EU-Ländern

  • Bulgarien und Italien: 54 %

  • Lettland: 47 %

  • Estland: 46 %

  • Deutschland: 44 %

     

    .....

  • Österreich: 34 %

  • Dänemark: 28 %

  • Niederlande: 24 %

Quelle: Health at a Glance: Europe, OECD 2024

Dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen begegnen viele Staaten mit im Ausland ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften. So stammen beispielsweise in Irland mehr als 40 Prozent des ärztlichen Personals aus dem Ausland, einen relativ hohen Anteil verzeichnet auch Schweden mit 30,4 Prozent. In Deutschland machen ausländische Ärzte und Pflegekräfte 14,4 Prozent des Personals aus (EU-Schnitt: 11,7 Prozent).

Positiv aus deutscher Sicht ist die hohe Dichte an Ärzten: Auf 1.000 Einwohner kommen hierzulande 4,5 Ärzte, im EU-weiten Durchschnitt liegt die Ärztedichte bei 4,2 pro 1.000 Einwohnern. Eine außergewöhnlich hohe Dichte weisen nur Griechenland (6,6) und Portugal (5,7) auf.

Gesundheit in Deutschland: Nachholbedarf bei der Prävention

Der Bericht der OECD beleuchtet auch, wie gesund die Bevölkerung in Europa ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 81,5 Jahre – Deutschland liegt mit 81,2 Jahren erstmals darunter. Auch bei der Herzinfarkt-Mortalität schneidet Deutschland schlecht ab. Hierzulande sterben 8,6 Prozent der Patienten binnen 30 Tagen nach der Einlieferung ins Krankenhaus. Im Vergleich dazu hat zum Beispiel die Niederlande mit 2,9 Prozent eine außergewöhnlich niedrige Mortalitätsrate.

Damit zeigt sich laut OECD auch, wie wichtig eine adäquate Präventionsstrategie ist, um kardiovaskulären Erkrankungen vorzubeugen – ebenso wie Diabetes, Krebs oder neurologischen Krankheitsbildern. So sollten beispielsweise Risikofaktoren wie Rauchen stärker in den Fokus rücken. Hier ist dem Report zufolge noch viel Luft nach oben, um die Zahl rauchender Jugendlichen zu reduzieren. In Deutschland rauchten demnach 2021 17 Prozent der 15-Jährigen, was nur zwei Prozentpunkte weniger sind als noch 2014. Andere Länder wie Portugal hatten die entsprechende Zahl im gleichen Vergleichszeitraum beinahe halbiert (von 16 auf 9 Prozent), in Frankreich ist der Anteil junger Raucher sogar um mehr als die Hälfte zurückgegangen (von 26 auf 12 Prozent).