Praxisübernahme: Stark steigende Kosten für Modernisierung
Heiko Fekete
Für eine Einzelpraxis müssen Niedergelassene nach neuesten Zahlen immer tiefer in die Tasche greifen. Vor allem die Investitionen in die Ausstattung sind deutlich gestiegen. Zwischen Stadt und Land gibt es außerdem signifikante Unterschiede bei den Kaufpreisen.
Die Übernahme einer Einzelpraxis ist nach wie vor der beliebteste Weg, um sich hausärztlich niederzulassen. 46 Prozent entscheiden sich dafür und nehmen inzwischen dafür im Schnitt knapp 200.000 Euro in die Hand. Das geht aus der Analyse der apoBank zur hausärztlichen Praxisgründung hervor. Gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) hat die Bank 885 ärztliche Existenzgründungen für die Jahre 2023 und 2024 stichprobenartig ausgewertet.
Die Investition in die Praxis setzt sich dabei aus dem Übernahmepreis und Ausgaben für die Modernisierung und Ausstattung zusammen. Beide Kostenpunkte sind in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen: 2013/2014 haben Praxisgründerinnen und -gründer durchschnittlich 76.900 Euro für die Übernahme der Praxis gezahlt, im aktuellen Berichtsjahr waren es 112.300 Euro. Die Investitionen in die Modernisierung haben sich von 38.400 auf 78.000 Euro verdoppelt. Auch im Vergleich zum Berichtsjahr 2022/2023 lässt sich ein leichter Anstieg verzeichnen.
Die Auswertung ergab zudem, dass immer mehr Praxisgründer zwischen 100.000 und 200.000 Euro für die Übernahme einer Einzelpraxis ausgegeben haben. Deren Anteil lag in den Jahren 2023 und 2024 bei 31 Prozent, acht Prozent haben sogar mehr als 200.000 Euro.
Praxisübernahmen auf dem Land deutlich günstiger, aber nicht attraktiv
Beim Vergleich der Einzelpraxisübernahmen auf dem Land und in Großstädten zeigten sich auffällige Unterschiede. Für eine ländliche gelegene Praxis haben angehende Hausärztinnen und Hausärzte im Schnitt 151.700 Euro investiert, in Großstädten waren es mit 205.000 Euro deutlich mehr. Trotz der preislichen Unterschiede sind Großstädte ab 100.000 und mehr Einwohnern als Standort zur Niederlassung am attraktivsten: Hier ließen sich 2023/2024 37 Prozent der Hausärzte nieder, gefolgt von 28 Prozent in Mittelstädten (20.000 bis unter 100.000 Einwohner) und 25 Prozent in Kleinstädten (5.000 bis unter 20.000 Einwohner). In ländlichen Gegenden fand jede zehnte Niederlassung statt (11 Prozent).
Die apoBank-Analyse befasst sich auch mit der Frage, wie niedergelassene Ärzte beim Übergang in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) verfahren. Bei jeder fünften Überführung einer Einzelpraxis in eine BAG bringt der Existenzgründer nur eine halbe Zulassung mit. In solchen Fällen zahlen Ärztinnen und Ärzte weniger als die Hälfte des vollen Übernahmepreises. Der Eintritt in eine bereits bestehende BAG ist dagegen verhältnismäßig teuer und beträgt drei Viertel des Kaufpreises für eine volle Niederlassung.