Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

Der Marburger Bund fordert den Gesetzgeber im Bund und in den Ländern auf, umgehend Maßnahmen zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen auf den Weg zu bringen. „Ärztinnen und Ärzte erwarten von der Politik eine schnelle und pragmatische Entlastung im Alltag, damit sie ihrer eigentlichen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten nachgehen können“, heißt es in einem Beschluss der 140. Hauptversammlung in Berlin.

Arbeitskraft von 32.000 Vollzeitkräften durch Bürokratie gebunden

Nach der diesjährigen Mitgliederbefragung des Marburger Bundes MB-Monitor 2022 verbringen Krankenhausärztinnen und -ärzte im Mittel drei Stunden pro Tag mit Verwaltungstätigkeiten, die über rein ärztliche Aufgaben hinausgehen. In Arztpraxen dürfte es ähnlich aussehen.

Die Halbierung dieses Bürokratieaufwands würde nach dieser Hochrechnung dazu führen, dass in den Kliniken zusätzliche Arbeitskraft in der Größenordnung von rund 32.000 vollzeitbeschäftigten Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung stünde. Auch im ambulanten Bereich und natürlich in der Pflege ließen sich durch Abbau von administrativen Tätigkeiten und Dokumentation große Zeitkontingente für die Versorgung generieren.

Mehrfachdokumentationen statt medizinisch sinnvoller Aufzeichnungen

„Die Zahl der Gesetze und die damit im Zusammenhang stehenden Regulierungsvorschriften nehmen seit Jahren weiter zu, ebenso wie die Kontrollbürokratie für die Abrechnungen mit den Krankenkassen. Ein großer Teil der Regelungen verursacht Mehrfachdokumentationen oder dient nicht der medizinisch sinnvollen Dokumentation. So gibt ein Drittel der Ärztinnen und Ärzte an, dass Mehrfacheingaben identischer Daten bei ihnen häufig vorkommen. Der geringe Grad an Digitalisierung führt zu einem zusätzlichen bürokratischen Aufwand, weil viele Prozesse händisch bzw. in Papierform abgewickelt werden müssen“, kritisierten die Delegierten.

Die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, appellierte an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach: „Was immer für Konzepte aus der Regierungskommission zur Krankenhausreform noch vorgestellt werden – Bürokratieabbau muss in jedem Fall dazu gehören. Er kostet kein Geld, setzt aber sofort pflegerische und ärztliche Arbeitszeit frei.“ Der Marburger Bund biete seine Mitarbeit an und könne konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau unterbreiten. „Wir Ärztinnen und Ärzte und auch die Pflegenden wissen, wo der Schuh drückt und was zu tun ist, um endlich wieder mehr Zeit für die Versorgung zu gewinnen. Der Fachkräftemangel verbietet eine weitere Verschwendung ärztlicher Arbeitszeit“, sagte Johna.