Nur jede zehnte Klinik-Spitzenposition gehört einer Frau
Marzena SickingLediglich zehn Prozent der medizinischen Spitzenpositionen an deutschen Universitätskliniken sind von Frauen besetzt, im Bereich der Inneren Medizin sind es sogar nur drei Prozent. Doch die Mehrheit der potenziellen Kandidatinnen wäre bereit, eine solche Führungsaufgabe in Teilzeit zu übernehmen. Das ergab eine Umfrage des <a href=„https://www.aerztinnenbund.de/“ target=„_blank“ rel=„noopener noreferrer“>Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB)</a>, die die <a href=„https://www.apobank.de/“ target=„_blank“ rel=„noopener noreferrer“>Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank)</a> gefördert hat.
Nur durchschnittlich 10% der medizinischen Spitzenpositionen an deutschen Universitätskliniken sind mit Frauen besetzt, in der Inneren Medizin sind es nur 3% . Die Zahl der Medizinstudentinnen liegt zugleich aber schon seit über 20 Jahren bei mehr als 50%, aktuell sind es sogar 63%.
Die Unterrepräsentanz von Frauen in den Spitzenpositionen hat verschiedene Ursachen. Sicher ist jedoch, dass bei fast allen Menschen der Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance besteht – ein Wunsch, der in einer äußerst arbeitsintensiven und verantwortungsvollen Spitzenposition in einer Universitätsklinik kaum realisiert werden kann.
Topsharing – Führung teilen – was das in der Klinik bedeutet
Die Meinungsumfrage bestätigt die Annahme, dass vor allem das erwartete hohe Arbeitspensum der Bewerbung von Frauen auf Spitzenpositionen im Wege steht: 76 Prozent der befragten habilitierten Internistinnen würden sich auf eine geteilte Spitzenposition bewerben. Das so genannte „Topsharing“ bezeichnet ein Arbeitszeitmodell, bei dem zwei Führungskräfte sich die Position, die Verantwortung und die Arbeitszeit teilen. 86,5 Prozent erklärten, dass ein solches Führungsmodell in ihrem Fachgebiet auch grundsätzlich möglich wäre.
Für eine Doppelspitze sind beiderseitiges Vertrauen (80%), Fähigkeit zu Teamwork (65%) und eine „Chemie“, die stimmt (62%) aus Sicht der Befragten die wichtigsten Voraussetzungen. Vorteile wären eine bessere Work-Life-Balance (62%) und die geteilte Verantwortung mit kompetenten Gesprächspartner*innen. Nur 29% kennen niemanden, mit dem man sich eine gemeinsame Bewerbung vorstellen könnte. Hindernisse werden in der traditionellen Hierarchie (100%) und reduziertem Einkommen (67%) gesehen. 58% der Teilnehmerinnen halten die Einführung einer verbindlichen Quote bis zum Erreichen von Parität für unumgänglich.
„Doppelspitzen liegen als Variante der Führung in der Arbeitswelt im Trend. Bei der Hochschulmedizin ist eine geteilte Führung jedoch derzeit noch eine Rarität“, sagt Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Vizepräsidentin des DÄB und Initiatorin der Umfrage. „Die Ergebnisse sollten Entscheidungshilfen bei Ausschreibungen und Berufungen sein – für Fakultäts- und Verwaltungsleitung. Es ist an der Zeit, Medizinerinnen moderne Karriereoptionen zur Verfügung zu stellen, damit auch sie an die Spitze kommen.“