Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Vermischtes

“Auch wenn die Bundesärztekammer nach dem Scheitern einer neuen GOÄ der Meinung ist, die ärztliche Gebührenordnung sei derzeit kein wichtiges Thema, sehen das viele Ärztinnen und Ärzte ganz anders”, erklärt Wieland Dietrich, Vorsitzender der Freien Ärzteschaft (FÄ). “Es ist positiv, dass die Bundesärztekammer den Ärzten Handreichungen zum Ansatz höherer Steigerungsfaktoren nach der GOÄ sowie zu besonderen Honorarvereinbarungen gegeben hat – allerdings ist eine wesentlich offensivere und breitere Positionierung erforderlich”, ergänzt Dietrich.

GOÄ als wesentliche Säule für Praxen und MVZ

Neben den Einnahmen aus der gesetzlichen Krankenversicherung, die keinen Inflationsausgleich böten und ohnehin absurd niedrig seien, bildeten die Einnahmen über die GOÄ ein elementares Standbein für Praxen und Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Höhere Faktoren und besondere Honorarvereinbarungen seien nach mehr als 30 Jahren, in denen die GOÄ stagniere, mehr als überfällig und zudem völlig legitim, zumal sie in der aktuellen GOÄ ausdrücklich vorgesehen seien, so Dietrich.

Weniger Leistungen und fehlender Nachwuchs machen Praxen zu schaffen

“Da gilt es, für freiberufliche Ärztinnen und Ärzte jetzt selbstbewusst und mit Rückgrat zu handeln – für falsche Zurückhaltung gibt es keinen Platz in Anbetracht wegbrechender Leistungen, fehlender Praxisnachfolger und von mittlerweile 5.000 bundesweit unbesetzten Kassenarztsitzen”, so Dietrich weiter. Und regt damit dazu an, die geltende GOÄ zu nutzen, um in besonderen Fällen auch höhere Steigerungssätze zur Anwendung zu bringen. Dass die Krankenhäuser mehr Geld für steigende Personal-, Energie-, EDV- und sonstige Kosten forderten, verstehe sich von selbst. In der gleichen Situation befinde sich aber auch die ambulante Medizin mit den niedergelassenen Ärzten.

Freie Ärzteschaft (FÄ) fordert Debatte

“Mit der geltenden GOÄ lassen sich über höhere Faktoren und Abdingungen bessere Honorare ganz legitim erreichen”, erklärt Wieland Dietrich. Dies gelte es nun umzusetzen. Darüber hinaus fordert die Freie Ärzteschaft, dass die Bundesärztekammer den ärztlichen Berufs- und Fachverbänden den Paragraphenteil des Entwurfs zur neuen GOÄ bis zum Ärztetag in Essen zukommen lässt. Eine offene Debatte über die im Raum stehenden Kritikpunkte an der GOÄ-Novelle im Hinblick auf strukturelle Einflussnahmen von Staat und privaten Krankenversicherungen sei unvermeidlich, wenn die Bundesärztekammer in der Ärzteschaft Vertrauen zurückgewinnen wolle.