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Allgemeinmedizin

Ein Viertel der Patienten mit Sodbrennen leidet unter therapierefraktären Beschwerden. Dass bei einem solchen unzureichenden Ansprechen typischer Refluxbeschwerden auf die Behandlung eine weiterführende Abklärung erfolgen sollte, verdeutlicht eine systematische Screening-Untersuchung, die auf dem Kongress „Viszeralmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) im Oktober 2024 präsentiert wurde.

Ein Drittel der Patienten mit Reflux weist keine Säureexposition auf

Im Rahmen der Rekrutierung zu einer Interventionsstudie bei Patienten mit therapierefraktärer nicht erosiver Refluxkrankheit nahmen die Autoren im Zeitraum Januar 2022 bis März 2024 eine systematische Screening-Untersuchung von 139 konsekutiven Patienten vor. Zum Einsatz kamen Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, hochauflösende Manometrie und 24-h-pH-Metrie/Impedanzmessung sowie ein 13C-Octanoat-Atemtest. Bei 50 Patienten, entsprechend 36 Prozent, konnte trotz typischer Symptomatik in der 24-h-pH-Metrie keine pathologische Säureexposition nachgewiesen werden. Ausschlusskriterien, wie beispielsweise eine zu große Hernie (Hill-Klassifikation III oder IV), bestanden bei 18 Patienten, bei 16 Patienten lagen anatomische Besonderheiten oder Voroperationen vor. 

Bei vier Patienten wurden andere Erkrankungen nachgewiesen und erfolgreich behandelt: bei zwei Patienten eine eosinophile Ösophagitis mit Einleitung einer Budesonid-Therapie, bei einem Patienten große ektope Magenschleimhautinseln, die mit Argon-Plasma koaguliert wurden, und bei einem Patienten ein hyperkontraktiler Ösophagus, der mit einer Botox-Injektion behandelt wurde. 

Bei 16 Patienten (12 %) lag ein hypersensitiver Ösophagus vor. Behandelt wurde er mit konservativer Therapie und medikamentöser Optimierung, zum Beispiel NeoBianacid, Protonenpumpeninhibitor, Alginat oder Amitriptylin.

Bei 28 Patienten und damit einem Fünftel wurde eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) nachgewiesen, die für ein endoskopisches Verfahren infrage kämen. Davon konnten die Symptome bei 14 Patienten durch eine nochmalige medikamentöse Optimierung gebessert werden.

Zusätzlicher Atemtest bei Sodbrennen empfohlen

Zusätzlich zur leitliniengerechten Diagnostik mit Gastroskopie, 24-h-pH-Metrie/Impedanzmessung und HR-Manometrie plädieren die Autoren für die Durchführung eines 13C-Octanoat-Atemtests zum Ausschluss einer Magenentleerungsstörung. 

Bei einem solchen Test zeigte sich bei fünf der 28 GERD-Patienten eine Magenentleerungsstörung. Bei vier dieser Patienten erfolgte inzwischen eine gastrale perorale endoskopische Myotomie (G-POEM) mit erfolgreichem klinischem Ansprechen. 

Bei neun Patienten wurde eine Anti-Reflux-Mukosa-Ablation (ARMA) durchgeführt; auch hier berichten die Autoren von einem erfolgreichen klinischen Ansprechen.

Aufschlussreicher Atemtest

Der 1993 entwickelte 13C-Oktansäure-Atemtest ist eine strahlungsfreie Alternative zur Radioszintigraphie mit Technetium-99m zur Diagnostik von Magenentleerungsstörungen. 13C-Oktansäure wird zur Bestimmung der Magenentleerung von fester Nahrung verwendet, für Flüssigkeiten dagegen 13C-Acetat.

Quelle:

Ueberschaer H et al. Viszeralmedizin 2024; 3. bis 5. Oktober 2024, Leipzig; Abstract KV 007