Studie stellt fest: KI schreibt gute Arztbriefe
Constanze PolenzMedizinische Patienteninformationen zu dokumentieren ist sehr zeitaufwändig. Bei der Erstellung von Arztbriefen könnte künstliche Intelligenz (KI) Ärzte entlasten. Eine Freiburger Studie hat festgestellt, dass die KI gute Arztbriefe schreiben kann.
Das E-Rezept hat das Papierrezept inzwischen erfolgreich abgelöst und bald wird die elektronische Patientenakte für alle eingeführt. Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) halten immer weiter Einzug in Kliniken und Arztpraxen. KI kann Ärzte und Pflegekräfte nicht ersetzen, aber sie kann sie auf unterschiedliche Weise unterstützen. Zum Beispiel bei der Auswertung bildgebender Diagnostik, bei roboterassistierten OPs, beim Management großer Datenmengen oder durch Chatbots, die als virtuelle Praxisassistenten bei Terminvergabe und Patientenanfragen weiterhelfen.
Ärzte verbringen viel Zeit mit dem Schreiben von Epikrisen
Entlassbriefe zu schreiben ist oft sehr zeitintensiv für Ärzte. Auch bei dieser Aufgabe könnte eine KI-Unterstützung dazu beitragen, Ärzte deutlich zu entlasten. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nutzt schon seit dem Sommer ein eigens entwickeltes KI-Sprachmodell beim Schreiben der Arztbriefe. Aber wie gut sind solche von der KI verfassten Briefe? Diese Frage interessierte Prof. Daniel Böhringer, Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, und er initiierte eine Studie dazu.
Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Christian Haverkamp, kommissarischer Direktor des Instituts für Digitalisierung in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg, verglich dazu verschiedene große Sprachmodelle (LLMs) auf ihre Eignung zur Arztbrieferstellung. Das Ergebnis veröffentlichte das Fachmagazin JMIR Medical Informatics.
93 Prozent der KI-generierten Arztbriefe sind geeignet
Die Wissenschaftler trainierten drei LLMs mit Akten von über 82.000 Patientenkontakten, in denen alle digitalen Informationen der Patienten gespeichert waren, wie Krankengeschichte, Symptome, Behandlungen und Diagnostikergebnisse.
Um die Ergebnisse der LLMs zu bewerten, verwendeten die Forscher das kommerzielle Sprachmodell Claude-v2 von Anthropics. Es verglich die von Ärzten verfassten Entlassbriefe von 509 Patienten mit den LLM-generierten Texten. Anschließend verglichen zwei unabhängige, erfahrene Oberärzte 102 Berichte der LLM, die am besten abgeschnitten hatte, mit den Berichten, die Ärzte geschrieben hatten. Sie bewerteten 95 der KI-generierten Arztbriefe (93,1 Prozent) als geeignet. Das bedeutete, man konnte sie so, wie sie waren, oder nach geringfügigen Änderungen verwenden.
„Die Automatisierung der medizinischen Dokumentation hat das Potenzial, Ärzten wertvolle Zeit zu sparen, die sie direkt den Patienten widmen können“, erklärt Böhringer. „An der Klinik für Augenheilkunde nutzen wir bereits im Regelbetrieb ein KI-Tool für das Schreiben von Arztbriefen“.