Immer mehr Ärztinnen entscheiden sich für die Festanstellung
Marzena SickingEine aktuelle Analyse der Stiftung Gesundheit zeigt: Ärztinnen entscheiden sich deutlich häufiger für ein Angestelltenverhältnis als ihre männlichen Kollegen. Diese Entwicklung verändert die ambulante Versorgung spürbar – denn zumindest für den weiblichen ärztlichen Nachwuchs verliert die klassische Einzelpraxis damit weiter an Attraktivität.
Immer mehr Ärztinnen entscheiden sich der Analyse zufolge gegen die Selbstständigkeit und für eine Anstellung – häufig in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Demnach arbeiten mittlerweile schon 33,5 Prozent der Ärztinnen in einem Angestelltenverhältnis. Der entsprechende Anteil unter den männlichen Kollegen liegt deutlich drunter, nämlich bei 26,4 Prozent. Auch in der Zahnmedizin zeigt sich ein ähnlicher Trend: Fast ein Viertel der Zahnärztinnen ist im Dentalbereich angestellt tätig, während dies nur auf 14,5 Prozent der männlichen Zahnärzte zutrifft.
Bedeutung der MVZ nimmt zu, die der Einzelpraxen weiter ab
Parallel dazu nimmt die Bedeutung der MVZ-Strukturen für die ambulante Versorgung in Deutschland weiter zu. Von 2022 bis 2024 stieg laut Analyse der Stiftung Gesundheit der Anteil der in MVZ angestellten Ärztinnen und Ärzte von 13,8 auf 16,2 Prozent. Das bedeutet allein für diesen Zeitraum einen Zuwachs von rund 7.000 Personen. Gleichzeitig ist der Anteil der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte von 72,6 auf 70,3 Prozent gesunken.
Warum sich immer mehr Ärztinnen für eine Festanstellung entscheiden
Christoph Dippe, Vorstand der Stiftung Gesundheit, sieht mehrere Ursachen für diese Entwicklung: "Zum einen beobachten wir, dass Investoren verstärkt Praxen aufkaufen und in MVZ umwandeln. Zusätzlich sind niedergelassene Ärzte durch externe Stressfaktoren stark belastet, wie unser Stimmungsbarometer regelmäßig zeigt.“. Zum anderen würden viele junge Ärztinnen die Selbstständigkeit zunehmend als Belastung empfinden. Als Gründe werden hier unter anderem die steigenden bürokratischen Anforderungen, ökonomischer Unsicherheiten sowie der Wunsch nach klaren Arbeitszeiten genannt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt bei der Entscheidung für eine Festanstellung ebenfalls eine zentrale Rolle. „Auch Personalsorgen oder finanzielle Probleme belasten. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass sich immer mehr Ärzte gegen eine eigene Praxis entscheiden“, so Dippe.