ICD-10-Code J06: Akute Infektionen der oberen Atemwege
Marzena SickingWas bedeutet der ICD-Code J06? Hier finden Sie die Definition, Kodierung und Behandlung akuter Atemwegsinfekte – inklusive Informationen für Betroffene.
Was bedeutet der Diagnoseschlüssel J06?
Der ICD-10-Code J06 umfasst eine Gruppe häufig auftretender, meist viral bedingter Infektionen der oberen Atemwege, die mehrere Lokalisationen gleichzeitig betreffen oder nicht eindeutig spezifiziert sind. Dazu zählen akute Entzündungen von Nasenraum, Rachen, Kehlkopf und angrenzenden Bereichen. Aufgrund ihrer Häufigkeit gehören diese Erkrankungen zu den häufigsten Gründen für eine Krankschreibung in der hausärztlichen Versorgung.
Die obere Atemwegsschleimhaut reagiert bei viraler Invasion mit einer lokalen Immunreaktion, was zu typischen Symptomen wie Husten, Halsschmerzen und Schnupfen führt. Der Verlauf ist in den allermeisten Fällen selbstlimitierend. Eine antibiotische Therapie ist nur bei bakteriellen Superinfektionen indiziert.
Infektion der oberen Atemwege: Unterformen und Kodierung nach ICD-10
Die ICD-10-GM differenziert innerhalb von J06:
J06.0: Akute Laryngopharyngitis (gleichzeitige Entzündung von Kehlkopf und Rachen)
J06.9: Akute Infektion der oberen Atemwege, nicht näher bezeichnet
Diese Kodierungen werden verwendet, wenn keine eindeutigere Diagnose wie z. B. J02 (akute Pharyngitis) oder J04 (akute Laryngitis) gestellt werden kann.
Ursachen und klinischer Kontext einer Infektion der oberen Atemwege
In den meisten Fällen handelt es sich bei den Erregern um Rhinoviren, Adenoviren, Coronaviren, Parainfluenzaviren oder RS-Viren. Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Tröpfcheninfektion oder direkten Schleimhautkontakt. Besonders in der kalten Jahreszeit kommt es aufgrund geschwächter Schleimhautabwehr und höherer Kontaktdichte vermehrt zu Erkrankungsausbrüchen.
Betroffene zeigen häufig kombinierte Symptome wie Halsschmerzen, verstopfte Nase, Heiserkeit, Hustenreiz und allgemeines Krankheitsgefühl. Fieber ist seltener, aber möglich. Differentialdiagnostisch sind Influenza, COVID-19 sowie bakterielle Pharyngitiden (z. B. durch Streptococcus pyogenes) abzugrenzen.
Diagnostik bei Verdacht auf Infektion der oberen Atemwege
Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel klinisch anhand der Symptome und des Befundes im HNO-Bereich. Laborparameter oder mikrobiologische Nachweise sind in unkomplizierten Fällen nicht erforderlich. Bei schweren Verläufen oder Risikopatient:innen können CRP, Schnelltests oder ggf. Rachenabstriche zur Differenzierung hinzugezogen werden.
Therapie akuter Infektionen der oberen Atemwege
Die Behandlung akuter Infektionen der oberen Atemwege ist rein symptomatisch. Dazu gehören ausreichende Flüssigkeitszufuhr, physikalische Maßnahmen (Inhalation, Halswickel), Schmerzmittel (z. B. Paracetamol oder Ibuprofen) und ggf. schleimlösende Medikamente. Eine antibiotische Behandlung ist kontraindiziert, solange keine Hinweise auf eine bakterielle Superinfektion vorliegen.
Infektion der oberen Atemwege: Informationen für Patienten
Der ICD-Code J06 steht für eine akute, meist harmlose Infektion der oberen Atemwege – im Volksmund spricht man von einer „Erkältung“. Symptome wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Heiserkeit können unangenehm sein, sind aber in der Regel nach wenigen Tagen von selbst verschwunden. Antibiotika helfen bei viralen Infekten nicht. Achten Sie stattdessen auf Ruhe, ausreichend Flüssigkeit und schonende Maßnahmen wie Inhalieren oder Gurgeln. Wenn die Beschwerden länger als eine Woche anhalten oder sich verschlimmern, suchen Sie bitte ärztlichen Rat.
ICD-10-GM Version 2025, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), DEGAM-Leitlinie Nr. 15, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).