Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
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Der akute Personalmangel in der ambulanten Versorgung macht es für viele Praxen erforderlich, neue Wege zu gehen. Immer häufiger erhalten Bewerberinnen und Bewerber ohne klassische Ausbildung zur MFA oder ZFA eine Chance. Was zunächst nach Kompromiss klingt, kann ein echter Gewinn für das gesamte Team sein – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

„Der Arbeitsmarkt fordert Flexibilität. Es gibt nicht ausreichend MFAs und ZFAs, sodass die Patientenversorgung oft nur gemeinsam mit Quereinsteigenden sichergestellt werden kann“, betont Katrin Egenberger, Geschäftsführerin des PKV Instituts.

Erfolgsbeispiele aus der Praxis

Das Praxisnetz Münchner Ärzte hat bereits viele positive Erfahrungen mit berufsfremden Kolleginnen und Kollegen gesammelt. Technikaffine Logistikerinnen, empathische Fitnesstrainer oder kreative Grafiker haben sich in Praxisteams erfolgreich integriert – häufig gemeinsam mit strukturierten Weiterbildungen und einem gut geplanten Onboarding.

„Berufsfremde können durch ihre anderweitige Berufserfahrung und ihre individuelle Perspektive eine große Bereicherung sein“, erklärt Christiane Moreano, die auf dem MFA-Tag einen Workshop zum Thema moderiert.

Workshop auf dem MFA-Tag in München

Weitere Informationen zum Workshop sowie zu den Fernlehrgängen finden Sie unter:

Motiviert und engagiert: Wer sind die Quereinsteiger?

Laut einer Umfrage des PKV Instituts stammen viele Quereinsteigende aus dem Handel (25,6 %), der Gastronomie oder der Verwaltung. Rund ein Drittel hatte bereits Erfahrungen im Gesundheitsbereich, etwa in Pflegeberufen. Hauptmotiv für den Wechsel: bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch geregelte Arbeitszeiten ohne Wochenenddienste. 97 % der Befragten würden sich rückblickend wieder für den Quereinstieg entscheiden.

Strukturiertes Onboarding als Schlüssel zum Erfolg

Damit Quereinsteigende schnell Teil des Teams werden, braucht es gezielte Vorbereitung. Die Einarbeitung sollte sich an der Ausbildungsordnung für MFAs und ZFAs orientieren, gleichzeitig aber individuell angepasst werden. Eine klare Aufgabenbeschreibung, feste Ansprechpartner:innen und kontinuierliches Mentoring erleichtern den Einstieg. „Praxen müssen klar benennen, wo ihre Engpässe liegen, welche Aufgaben sich daraus ergeben und wie die fachfremde Unterstützung konkret aussehen soll“, so Moreano.

Wo Quereinsteiger besonders gut unterstützen können

Nicht alle Aufgaben in der Praxis erfordern tiefgehendes medizinisches Fachwissen. Besonders in den Bereichen Empfang, Terminmanagement, Abrechnung oder Backoffice können Quereinsteigende schnell eine spürbare Entlastung sein. 95 % der Befragten in der Umfrage gaben an, am Empfang zu arbeiten, über 60 % im Backoffice, über 50 % unterstützen bei der Abrechnung.

Was Quereinsteigende mitbringen sollten

Neben Interesse am medizinischen Umfeld sind soziale und organisatorische Fähigkeiten entscheidend: Empathie, Teamgeist, Verantwortungsbewusstsein und Belastbarkeit sind Kernkompetenzen. Fachliches Wissen kann durch hochwertige Weiterbildungen, etwa über den sechsmonatigen Fernlehrgang des PKV Instituts, systematisch aufgebaut werden.

Beruflicher Neustart mit Perspektive

Auch langfristig bietet der Quereinstieg Perspektiven: Nach 4,5 Jahren Berufserfahrung kann eine externe Prüfung zur MFA oder ZFA abgelegt werden. Der Verband medizinischer Fachberufe empfiehlt, diesen Schritt aktiv zu planen. Eine fundierte Weiterbildung bringt Sicherheit – für Quereinsteigende, Praxisteams und Patient:innen gleichermaßen.

Fazit: Vielfalt stärkt Praxisteams

Ein durchdachtes Onboarding, klare Aufgabenverteilung und die Bereitschaft, Vielfalt im Team als Chance zu begreifen, machen den Quereinstieg zum Erfolgsmodell. Praxen, die diese Investition tätigen, gewinnen engagierte Mitarbeitende und stärken gleichzeitig die Versorgungssicherheit.

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