Anonymer Behandlungsschein: Benachteiligten Patienten helfen
Heiko FeketePersonen ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz fallen bei der ambulanten Gesundheitsversorgung meist durchs Raster. Mit dem Anonymen Behandlungsschein können sich Menschen in prekären Lebenslagen in der Arztpraxis vorstellen. So laufen Behandlung und organisatorische Abwicklung ab.
Die Zahl der Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung ist schwer zu erfassen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren im Jahr 2019 über 60.000 Personen davon betroffen. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein, da diese Statistik nur Personen mit einer Meldeadresse umfasst. Menschen ohne festen Wohnsitz oder mit irregulärem Aufenthaltsstatus tauchen beispielsweise nicht in den offiziellen Zahlen auf. Für die Betroffenen ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung hierzulande erschwert. Das liegt auch daran, dass es bislang keinen bundesweit einheitlichen Weg gibt, um Patienten ohne Krankenversicherung zu behandeln. Stattdessen läuft vieles über die sogenannten Clearingstellen, die es inzwischen in 13 Bundesländern gibt.
Anonymer Behandlungsschein: Clearingstellen spielen eine zentrale Rolle
Sie werden entweder von den Ländern oder von sozialen Trägern und Initiativen finanziert, für die Kostenübernahme stehen teilweise auch Behandlungsfonds zur Verfügung. Die Einrichtungen dienen als Anlaufstelle für Menschen, die sich aufgrund ihrer fehlenden Krankenversicherung vom Gesundheitssystem ausgeschlossen fühlen.
Eine Übersicht zu Clearingstellen bieten der Verein „Armut & Gesundheit in Deutschland e. V.“ sowie der Bundesverband Anonymer Behandlungsschein und Clearingstellen für Menschen ohne Krankenversicherung (BACK). Einträge fehlen bisher für das Saarland, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die Clearingstellen vermitteln dabei auch die Behandlung an kooperierende Arztpraxen. Mitwirkende Ärztinnen und Ärzte können dazu einen sogenannten Anonymen Behandlungsschein nutzen, um Betroffenen vorübergehend einen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Abrechnung des Anonymen Behandlungsscheins: Diese Bestimmungen gelten
Der Behandlungsschein ist oft mit einem Pseudonym des Patienten versehen, für die interne Dokumentation in der Praxis kann es je nach Anlaufstelle erforderlich sein, den Klarnamen zu verwenden. Erbrachte medizinische Leistungen lassen sich über die Clearingstelle abrechnen. Als Berechnungsgrundlage dient meist der 1,0-fache Satz der GOÄ, Behandlungskosten bis zu 500 Euro werden in der Regel übernommen. Bei höheren Beträgen sollten Niedergelassene Rücksprache mit der zuständigen Stelle halten.
Wie die Abrechnung im Detail erfolgt, ist von Träger zu Träger unterschiedlich. Umfassendere Informationen gibt es beispielsweise zum Anonymen Krankenschein in Thüringen, finanziell gefördert durch die Landesregierung. Hier können zum einen alle zur Diagnostik und Behandlung notwendigen Maßnahmen abgerechnet werden, zum anderen lassen sich auch die Kosten für präventive Maßnahmen wie zum Beispiel Impfungen übernehmen.
Medikamente und Hilfsmittel können niedergelassene Hausärztinnen und -ärzte über einen vorgefertigten Apothekenschein verschreiben. Zu beachten ist auch, dass der Anonyme Krankenschein für Thüringen bis zu drei Monate nach Ausstellungsdatum gültig ist. Generell sollte bei der Behandlung mit dem Anonymen Kranken- oder Behandlungsschein stets geklärt werden, wie die Überweisung an fachärztliche Kollegen abläuft.