Networking: Die richtige Strategie für Ärzte
Heiko FeketeEin funktionierendes Netzwerk durch Networking wird auch für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte immer wichtiger, da sie davon in vielerlei Hinsicht profitieren können. Entscheidend ist dabei ein klarer Plan, damit das Networking eine möglichst nachhaltige Wirkung hat.
In ihrer ärztlichen Laufbahn kommen Medizinerinnen und Mediziner oft mit Networking in Berührung. Meist beginnt es im Studium, wenn die ersten Kontakte geknüpft werden und sich abzeichnet, in welche medizinische Richtung der Weg führt. Und auch in der weitergehenden Facharztausbildung kann Networking zum Beispiel Türen für die Niederlassung öffnen. Denn durch einen regelmäßigen Austausch mit Kollegen, Kommilitonen oder anderen Akteuren aus dem Gesundheitswesen bieten sich oft viele Chancen, auch für bereits niedergelassene Ärzte.
Welche Ziele verfolgt Networking?
Dabei ist es hilfreich, die richtige Strategie beim Networking anzuwenden. Sich ein persönliches und berufliches Netzwerk aufzubauen, verfolgt in der Regel drei Ziele: zum einen den Wissensaustausch zu pflegen, zum anderen von gegenseitiger Hilfe zu profitieren und sich damit auch berufliche Vorteile zu verschaffen. Allerdings gilt hier nicht der Grundsatz „Je mehr, desto besser“. Ein Netzwerk sollte bestenfalls aus guten und zielgerichteten Kontakten bestehen, die sich zwei Gruppen zuordnen lassen: Kontakte, die ähnlichen Zielen folgen und damit Herausforderungen lösungsorientiert angehen – oder Kontakte, die ähnliche Ziele bereits erreicht haben und damit eine Mentorenfunktion erfüllen können.
Übertragen auf die Ärzteschaft können sich Niedergelassene beim letztgenannten Punkt als Mentor oder Mentorin engagieren und in dafür aufgelegten Programmen den Nachwuchs unterstützen. Diese Programme sind zum Beispiel Teil der 16 Kompetenzzentren für Weiterbildung in der Allgemeinmedizin, die Angebote für eine bessere Weiterbildung offerieren – wie Begleitseminare für die Facharztausbildung oder Mentoringprogramme. In diesem Rahmen geben erfahrene Ärzte und Ärztinnen ihr Wissen aus dem Praxisalltag und ihrer medizinischen Arbeit weiter und können bei Entscheidungen zur Selbstständigkeit und zur strategischen Planung den jungen Kollegen beratend zur Seite stehen.
Networking als Wissensvermittlung: Was sind die Vorteile?
Diese Form des Networkings bringt Vertragsärzte idealerweise im beruflichen Kontext weiter und erfüllt somit eines der vorhin genannten Ziele: Durch das Mentoring können sie interessierte Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung an ihre Praxis binden und die Weichen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit stellen. Die Kompetenzzentren fördern außerdem nicht nur den Austausch zwischen Mentoren und Ärzten in Weiterbildung. In speziellen Seminaren oder Fortbildungen erwerben Weiterbildendende zusätzliches didaktisches Wissen und erhalten die Möglichkeit, sich mit Kolleginnen und Kollegen fachlich oder auch interdisziplinär zu vernetzen.
Speziell für die weibliche Ärzteschaft gibt es zudem ein Mentorinnennetzwerk, das neben der Beratung zur Niederlassung angehende Ärztinnen auch zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben individuell berät, ebenso wie zum Wiedereinstieg in den Beruf nach der Elternzeit. Dem Bündnis ist es dabei auch wichtig, dass sich Mentorinnen und Mentees auf Augenhöhe begegnen und Mentorinnen so auch vom Einblick in die Sichtweisen ihres Gegenübers profitieren sollen. Umgekehrt vermitteln Mentorinnen umfangreiche Kenntnisse aus der Praxis.
Über welche Plattformen sollte Networking stattfinden?
Eine weitere gute Gelegenheit zur Vernetzung ist der Besuch von Fachkongressen und Konferenzen. Hier steht vor allem der Wissensaustausch über aktuelle Entwicklungen und Forschungen im eigenen Fachgebiet im Vordergrund. Gleichzeitig bieten Veranstaltungen dieser Art immer auch eine Bühne, um neue Kontakte zu Kollegen, Experten und weiteren Besuchern zu knüpfen und zu pflegen.
Das kollegiale Miteinander können Ärztinnen und Ärzte auch in einem informellen und eher lockeren Rahmen fördern, etwa in Form eines Ärztestammtisches: Beispiele für dieses Format gibt es unter anderem in Berlin, München oder Magdeburg, aber auch in ländlichen Regionen wie in der Oberpfalz, im sächsischen Hoyerswerda oder im Großraum Bodensee in Baden-Württemberg.
An Bedeutung gewinnt außerdem das Online-Networking. Hier ist vor allem das Business-Netzwerk LinkedIn prädestiniert dafür, um sich beruflich auszutauschen und sein Netzwerk zu erweitern. Auch der Diskurs zur aktuellen Gesundheitspolitik findet über LinkedIn oft statt, ebenso wie beim Deutschen Medizinischen Forum. Auf der Diskussionsplattform im Netz finden sich neben Foren zur Gesundheitspolitik auch verschiedene Beiträge zu medizinischen Fragestellungen. Während hier und bei LinkedIn auch Nicht-Mediziner vertreten sind, bieten spezielle Fachnetzwerke wie coliquio oder esanum einen exklusiven Zugang für Ärztinnen und Ärzte an. Über diese teilweise kostenpflichtigen Plattformen können Niedergelassene ihr Ärztenetzwerk ebenfalls ausbauen und Zugriff auf medizinische Nachrichten und Fachbeiträge sowie Fortbildungen und andere relevante Veranstaltungen erhalten.
Worauf sollten Ärztinnen und Ärzte beim Networking achten?
Trotz der vielen Möglichkeiten sollte Networking nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sich ein Netzwerk aus Kollegen, Geschäftspartnern und weiteren Gesundheitsakteuren aufzubauen, erfordert Zeit und intensive Pflege. Nur auf Kontaktaufnahmen zu reagieren, ist in der Regel zu wenig; eine gute Vernetzung zeichnet sich dadurch aus, dass Networker aktiv auf Leute zugehen und so Interesse signalisieren.
Dabei gilt der Grundsatz: Erst geben, dann nehmen. Vom Gegenüber etwas ohne Gegenleistung zu verlangen, könnte den Nutzen des gegenseitigen Austauschs schon früh torpedieren. Ein weiterer häufiger Fehler ist es, Netzwerken ausschließlich als Mittel zum beruflichen Aufstieg zu betrachten. Stattdessen sollte der Aufbau von Kontakten über den beruflichen Nutzen hinausgehen und auch die persönliche Ebene (gemeinsame Interessen, informelle Treffen) beinhalten. Das lässt das Networking nicht oberflächlich, sondern stabil erscheinen.
Übersicht: Über diese Institutionen, Verbände und Organisationen können sich Ärztinnen und Ärzte vernetzen (eine Auswahl)
Kompetenzzentren Weiterbildung (nach KV-Bezirken aufgeteilt)
Deutscher Ärztinnenbund e. V.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) und Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Die 18 Landesverbände des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes
Deutsches Medizin Forum (www.medizin-forum.de)
Der Bundesverband der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze listet darüber hinaus auf seinem Internetauftritt mehrere ärztliche Vereinigungen im gesamten Bundesgebiet auf.