Neue Auszubildende: So legen Sie den Grundstein für eine gute Zusammenarbeit im Praxisteam
Deborah WeinbuchIn vielen Praxen beginnen junge Menschen ihre Ausbildung als Medizinische Fachangestellte. Ein guter Start entscheidet hier oft über Bleiben oder Gehen. Wer neue Kräfte von Beginn an strukturiert einbindet, vermittelt Sicherheit, stärkt das Zugehörigkeitsgefühl und legt den Grundstein für gute Zusammenarbeit im Praxisteam.
Gute Auszubildende zu finden ist schwierig genug – da sollten sie nicht gleich wieder abspringen. Doch laut einer Studie des Recruiting-Unternehmens Softgarden kündigen 18 Prozent der neuen Mitarbeitenden in den ersten 100 Tagen wieder. Unternehmen mit strukturiertem Onboarding verzeichnen jedoch weniger Abbrüche und motiviertere Teammitglieder. Entscheidend ist die rasche fachliche und soziale Integration der Azubis – und das beginnt bereits nach der Vertragsunterschrift. Die sensible Phase bis zum ersten Arbeitstag will wohl durchdacht sein, um Absprüngen möglichst vorzubeugen.
Preboarding: Bindung schaffen
Geben Sie neuen Azubis früh einen Ausblick auf die ersten Wochen. Halten Sie Kontakt per E-Mail, versenden Sie beispielsweise Begrüßungsunterlagen mit praktischen Informationen zu Arbeitskleidung, Ansprechpartnern, Wissenswertem. Das gibt Sicherheit. Falls ein Teamevent stattfindet, laden Sie die Neuen bereits ein. Ernennen Sie zudem eine Patin oder einen Paten, die beziehungsweise der alle Abläufe kennt und Zeit für Fragen hat. Diese feste Bezugsperson erklärt in den ersten Tagen Geräte, Abläufe und sorgt dafür, dass sich Neue willkommen und wertgeschätzt fühlen. Für diese Aufgabe sollte genügend Arbeitszeit eingeplant werden.
Struktur, Anleitung, Projekte für Azubis
Ein vorbereiteter Arbeitsplatz und ein klarer Einarbeitungsplan mit Aufgaben für die ersten Tage, Wochen und Monate schaffen Orientierung. Checklisten und hinterlegte Arbeitsanweisungen im QM-System sollten schnell vorgestellt werden.
Wichtig ist auch eine frühe Integration in tatsächliche Arbeitsprozesse. Azubis wollen mehr als Kaffee kochen und Blumen gießen. Idealerweise werden sie gleich in ein Projekt eingebunden, dem sie gewachsen sind. Junge Menschen sind oft Social-Media-Genies. Wie wäre es, wenn sich die neue Azubi um die Instagram-Seite der Praxis kümmert? So wird diese ansprechender für junge Menschen und Sie erhalten künftig noch mehr Bewerbungen.
Typische Stolpersteine: Die häufigsten Ursachen für einen Ausbildungs-Abbruch
zu den häufigsten Gründen für einen Abbruch zählt der „Praxisschock“, bei dem die Anforderungen des Berufs die Erwartungen deutlich übersteigen; außerdem fehlende Unterstützung, Konflikte oder ein negatives Arbeitsklima. Auch fehlende Ausbildungspläne und zu viele ausbildungsfremde Tätigkeiten führen zu Frust. Überforderung betrifft laut des Ausbildungsreports des Deutschen Gewerkschaftsbunds 60,8 Prozent der Azubis. Von den betroffenen Azubis haben 32,7 Prozent Probleme, sich nach der Ausbildung zu erholen. Klare Strukturen und eine verlässliche Begleitung geben Azubis Halt.
Stärken Sie gleich zu Beginn essenzielle Kompetenzen: Viele junge Menschen sind ungeübt im Telefonieren. Rollenspiele zu Patientenanrufen, ein E-Mail-Knigge und Kommunikationstrainings sind hilfreich. Ein häufiger Stolperstein im Patientenkontakt ist der sogenannte Gen-Z-Stare – ein starrer oder leicht genervter Blick, den viele junge Leute in Selfies, Videos oder eben auch im Alltag zeigen. Er wird oft als Desinteresse oder gar als Abwertung gedeutet, wird aber oft unbewusst und aus reiner Gewohnheit eingesetzt. Bei Bedarf hilft ein Training zu Mimik, Blickkontakt und aktivem Zuhören, wie ein Lächeln oder zustimmendes Nicken Vertrauen schafft.
Feedback und Wertschätzung
Was noch wichtig ist: Schnelle Orientierung und Einarbeitung mit klaren Strukturen, Plänen und festen Ansprechpartnern erleichtern den Start und geben Sicherheit. Außerdem ist es hilfreich, dem neuen Teammitglied immer wieder Wertschätzung zu zeigen, das stärkt das Zugehörigkeitsgefühl. So schaffen regelmäßige, kurze Feedbackgespräche mit der Praxisleitung – etwa alle zwei Wochen in den ersten Monaten – Raum für Fragen und Rückmeldungen. Lob für Fortschritte und die Nachfrage nach Eindrücken vermitteln Interesse, klären mögliche Irritationen schnell und fördern eine langfristige Bindung.