Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
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Zunächst mal ein kurzer Blick zurück: 2014 haben Hausärzte in ganz Deutschland durchschnittlich 1.266 Menschen versorgt. Zehn Jahre später hat sich daran wenig geändert, für das Jahr 2024 liegt die Zahl der zu versorgenden Menschen je Hausarzt bei 1.244. Das geht aus einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts hervor, das die aktuelle Versorgungslage im hausärztlichen Bereich untersucht hat.

Einwohner pro Arzt: Brandenburgs Hausärzte sind besonders gefragt

 

Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, zeigen sich hier deutliche Unterschiede: In Brandenburg (1.436), Bremen (1.369) und Niedersachsen (1.356) waren es im vergangenen Jahr überdurchschnittlich viele Einwohner, die auf einen Hausarzt kamen. Den bundesweit niedrigsten Wert weist Bayern mit 1.114 Einwohnern pro Hausarzt auf, gefolgt von Hamburg (1.118) und Mecklenburg-Vorpommern (1.149). Laut Bundesärztekammer gab es im Jahr 2024 insgesamt rund 66.100 Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland, was einen zahlenmäßigen Anstieg von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2014 bedeutet.

Viele Ärzte sind 60 oder älter: Neue Lösungen werden gesucht

Allerdings steht ein erheblicher Teil der noch praktizierenden Mediziner unmittelbar vor dem Ruhestand. Denn 40,8 Prozent der hausärztlich tätigen Ärzte sind bereits 60 Jahre oder älter. Niedergelassene, die unter 40 Jahre alt sind, machen insgesamt hingegen nur 7,7 Prozent in der Statistik aus. Kommen nicht genug jüngere Kollegen nach, die sich für eine Praxisgründung entscheiden, könnte die hausärztliche Versorgung in Zukunft kniffliger werden. Dann dürften die verbleibenden Hausärzte mehr Patienten zu stemmen haben, was bereits heute die ambulante Versorgung teilweise erschwert. Rein statistisch betrachtet tritt dieser Fall möglicherweise bald vermehrt in Rheinland-Pfalz auf: Hier sind 48 Prozent aller Hausärzte 60 Jahre oder älter, einen ähnlich hohen Wert verbuchen das Saarland (46,2 %) sowie Bremen (45,4 %).    

Um den medizinischen Nachwuchs für die Niederlassung zu gewinnen und so die Versorgung nachhaltig zu sichern, sind daher neue Wege gefragt. Ein vielversprechendes Projekt ist hier beispielsweise die Stiftung Ambulante Ärztliche Versorgung Thüringen, die sich seit mehreren Jahren dafür einsetzt, junge Ärztinnen und Ärzte für die ambulante Medizin in Thüringen zu gewinnen. Die 2009 gegründete Initiative zeigt offenbar bereits Wirkung: Thüringen gehört zu den Bundesländern mit dem höchsten Anteil an jüngeren Hausärzten – 11,4 Prozent sind unter 40 Jahre alt, nur in Sachsen (11,8 %) ist dieser Wert noch höher. Auch innovative Versorgungsansätze, die auf digitale Prozesse setzen, können für die Zukunft der ambulanten Versorgung eine wichtige Rolle spielen. Lesen Sie hier, wie das anhand eines Beispiels aus Norddeutschland gelingen kann.

Hausärzte bevorzugen Einzelpraxis

In seiner Auswertung beleuchtet das Statistische Bundesamt auch, wie die Praxen organisiert sind. Die Einzelpraxis ist dabei mit 67,5 Prozent weiterhin die beliebteste Praxisform, demgegenüber sind 32,5 Prozent der Einrichtungen als Gemeinschaftspraxis aufgestellt. Im Vergleich dazu sind fast zwei Drittel aller radiologischen Praxen (60,4 %) Gemeinschaftspraxen. Beim Blick auf die Einnahmen ergibt sich auch ein deutliches Bild: Mit 83,5 % entfällt der überwiegende Teil der Einnahmen der hausärztlichen Praxen auf Kassenabrechnungen, was einen Höchstwert verglichen mit anderen Fachrichtungen bedeutet. Ähnlich hoch ist dieser Anteil noch bei Kinder- und Jugendärzten mit 82,7 Prozent.

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