Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Klinik

Karriere ist nicht mehr das wichtigste im Leben, diese Erkenntnis haben immer mehr junge Menschen. Eine Studie von Rochus Mummert zeigt den dazugehörigen Kulturwandel in Universitätskliniken auf. Zentrale Erkenntnis: Nur noch 14 Prozent der befragten Oberärzte und Oberärztinnen streben noch die klassische Chefarztkarriere an. Nur noch 22 Prozent wollen in der aktuell leitenden Position bleiben.

Dem gegenüber stehen als beliebte Karrierepfade mit 23 Prozent die universitäre Sektionsleitung und mit rund 22 Prozent die Universitätsprofessur. Somit kann sich etwa die Hälfte der Befragten vorstellen, weiterhin in der Universitätsmedizin tätig zu sein. Die Selbstständigkeit spielt für acht Prozent als nächster Karriereschritt eine Rolle. Nur drei Prozent können sich den Weg in die Industrie oder in die Beratung vorstellen. Innerhalb der Krankenhäuser zeichnet sich damit ein Karrierewandel ab, weg von Spitzenkarrieren, hin zu Sektionsleitungen oder Oberarzt-Laufbahnen.

Warum die Chefarzt-Laufbahn an Attraktivität verliert

Die Studie identifiziert drei Trends, aufgrund derer die Chefarzt-Laufbahn an Attraktivität verliert. Erstens: Die Oberärzte und -ärztinnen wollen lieber weiter schwerpunktmäßig kurativ in der Medizin tätig sein und eine zu starke Einbindung in Management-Tätigkeiten meiden. Zweitens: Die gezielte Entwicklung von Führungskompetenzen spielt in der medizinischen Aus-und Weiterbildung kaum eine Rolle. Vielen Oberärzt:innen fehlen daher die entsprechenden Fähigkeiten. Ein Großteil der Befragten gibt zu, sich nicht ausreichend gut auf eine Karriere als Chefarzt oder Chefärztin vorbereitet zu fühlen. Drittens: Die Bedürfnisse und Prioritäten der jungen Ärzte (Stichwort Work-Life-Balance und Teilzeit-Arbeitsmodelle) haben sich deutlich verändert.

Kurative Medizin bleibt Priorität

Zwar fühlen sich viele Oberärzte und -innen laut Studie grundsätzlich für Management-Tätigkeiten kompetent genug, aber das Interesse an der Übernahme dieser Tätigkeiten fehlt weitestgehend. Gefragt nach einer idealen Aufteilung sollen bestenfalls nur 12 Prozent der Arbeitszeit auf Management-Tätigkeiten entfallen und 55 Prozent  auf die kurative Versorgung der Patienten. Dahinter folgen Forschung (19%) und Lehre (14%). Bei Chefärzten nehmen Leitungs-und Managementaufgaben den größten Teil des Tätigkeitsspektrums ein.

Dr. Florian Liberatore, Privatdozent am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie und wissenschaftlicher Studienleiter: „Der Kampf um qualifiziertes Fach-und Führungspersonal wird sich in der Fläche weiter verschärfen. In naher Zukunft werden zentrale Positionen nicht mehr besetzt werden können. Gerade kleinere Häuser werden diese Realität stark spüren. Das wird den Markt nachhaltig verändern.“