Nützliche Apps auf Rezept in der Urologie
Heiko FeketeUm verschiedene Krankheiten zu behandeln, können niedergelassene Urologen auch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für Smartphone, Tablet oder PC verordnen. Ein Verzeichnis informiert darüber, was verordnungsfähig ist und zu welchen Konditionen.
Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen macht sich auch in der urologischen Praxis bemerkbar. Hier stehen für bestimmte Krankheitsbilder inzwischen auch Digitale Gesundheitsanwendungen zur Verfügung, um Patienten damit adäquat zu versorgen. Um sie als Kassenleistung verordnen zu können, müssen die DiGA durch das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen sein. Diese drei Gesundheitsanwendungen aus der Urologie erfüllen dieses wichtige Kriterium.
DiGA „Kranus Edera“: Behandlung von Erektionsstörungen
„Kranus Edera“ wurde im März 2023 dauerhaft ins DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Die Gesundheitsanwendung ist zur ganzheitlichen Behandlung von Erektionsstörungen und deren Ursachen gedacht. Sie umfasst ein zwölfwöchiges Programm aus Beckenbodentraining und weiteren physiotherapeutischen Übungen. Außerdem sind ein kardiovaskuläres Ausdauertraining sowie Achtsamkeits- und sexualtherapeutische Übungen Bestandteile von Kranus Edera. Wissensvermittlung zur Krankheit und Ernährungstipps ergänzen die Therapie.
DiGA „Kranus Lutera“: Hilfe bei Lower Urinary Tract Symptoms
Für Männer mit Blasenentleerungsstörungen gibt es eine digitale Therapie mithilfe von „Kranus Lutera“. Diese DiGA zielt darauf ab, Patienten mit häufigem Harndrang (zum Beispiel aufgrund benigner Prostatahyperplasie) durch eine Vielzahl von Funktionen und personalisierten Ansätzen zu unterstützen. Die App bietet dazu ein Miktionstagebuch. Hiermit können Patienten ihre Flüssigkeitsaufnahme, Mahlzeiten, Miktion sowie Symptome dokumentieren. Ähnlich wie bei Kranus Edera gehören auch hier Beckenbodenübungen zum therapeutischen Repertoire, zudem sollen Blasentraining und Verhaltenstherapie die Blasenkapazität erweitern und die Miktionsfrequenz reduzieren. Kranus Lutera ist ebenfalls dauerhaft im Verzeichnis und kann extra vergütet werden.
Wichtige Hinweise zur Verordnung von DiGA
Die Verordnung von DiGA erfolgt über das Arzneimittelrezept (Muster 16) und unter Angabe der zugeordneten Pharmazentralnummer (PZN). Für die urologischen Anwendungen sind es folgende Nummern:
Kranus Edera PZN 17946632
Kranus Lutera PZN 18453819
Uroletics PZN 19731953
Für jede DiGA ist zudem eine bestimmte Anwendungsdauer festgelegt, die aus dem DiGA-Verzeichnis hervorgeht. Erst- und Folgeverordnungen sind seit 1. Januar 2023 Bestandteil der Versicherten- oder Grundpauschale im EBM. Die Verlaufskontrolle und Auswertung für die App Kranus Lutera wird über die GOP 01478 extra vergütet. Diese Gebührenordnungsposition ist maximal einmal im Krankheitsfall abrechenbar.
DiGA „Uroletics“: Digitaler Helfer bei Prostatakarzinom
Vorläufig auf der Liste der BfArM ist die App „Uroletics“. Sie ist für Patienten mit Prostatakarzinom konzipiert, die in Folge einer radikalen Prostatektomie an einer Harninkontinenz und/oder erektilen Dysfunktion leiden. Zur Therapieunterstützung bietet die Anwendung unter anderem ein 3D-basierendes Beckenbodentraining. Weitere Features sind ein psychoonkologisches Mentalcoaching, ein PSA-Nachsorgekalender und ein sogenanntes Komplikationsradar. Die Zulassung ist bis zum 14. Dezember 2025 befristet.
Neben den bereits genehmigten Anwendungen könnte es bald auch eine App zur Behandlung weiblicher Harninkontinenz im Verzeichnis geben. In einer randomisierten, kontrollierten DINKS-Studie wurde der dazugehörigen DiGA „Kranus Mictera“ ein hoher klinischer Nutzen bescheinigt. Geforscht wird auch zu digitalen Methoden, welche die Therapie von kindlicher Inkontinenz unterstützen können.