Neue Tandemtherapie gegen Prostatakrebs: Kombination aus Lutetium und Actinium verlängert Leben
Marzena SickingEine neue Kombinationstherapie mit Lutetium-177 und Actinium-225 zeigt in einer Studie aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes signifikante Wirkung gegen metastasierenden Prostatakrebs – mit deutlich reduzierten Nebenwirkungen.
Prostatakrebs ist in frühen Stadien gut behandelbar, doch metastasierende Verlaufsformen stellen nach wie vor eine enorme therapeutische Herausforderung dar. Für Patienten, bei denen herkömmliche Radioligandentherapien mit Lutetium-177 nicht mehr wirken, liefert eine neue Studie aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes nun Hoffnung: Die gezielte Kombination von Lutetium-177 und Actinium-225 kann nicht nur das Tumorwachstum effektiv eindämmen, sondern auch die Lebensqualität weitgehend erhalten.
Kombinationsansatz vereint Reichweite und Präzision
Das Team um Prof. Dr. Samer Ezziddin, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, hat eine retrospektive Analyse von 51 Patienten durchgeführt, die mit einer sogenannten Tandemstrahler-Therapie behandelt wurden. Die Innovation liegt in der synergistischen Wirkung zweier Radionuklide:
Lutetium-177: Zerstört umliegendes Tumorgewebe präzise im Millimeterbereich.
Actinium-225: Ergänzt die Wirkung auf Submillimeter-Ebene und erreicht auch mikroskopisch kleine Metastasen.
Diese Kombination erlaubt es, die Dosis von Actinium – das für schwerwiegende Nebenwirkungen wie Speicheldrüsentoxizität bekannt ist – deutlich zu reduzieren. Dadurch treten bislang typische Beschwerden wie extreme Mundtrockenheit nicht mehr auf.
Studienergebnisse: Effektiv und gut verträglich
Die wichtigsten Erkenntnisse der nun publizierten Studie im Fachjournal Clinical Nuclear Medicine:
Medianes Gesamtüberleben: 13 Monate nach Therapiebeginn
Progressionsfreies Überleben: im Mittel 10 Monate
Tumorreduktion: durchschnittlich 50 % Rückgang der Tumormasse
Nebenwirkungen: Deutlich reduziert, keine gravierende Einschränkung der Lebensqualität
Der Großteil der Patienten hatte zuvor nicht mehr auf Standardtherapien angesprochen. Umso bemerkenswerter ist die Wirkung der Tandemtherapie – insbesondere unter dem Aspekt, dass sie mit vergleichsweise geringer systemischer Toxizität einhergeht.
Fazit: Individualisierte nuklearmedizinische Therapie auf dem Vormarsch
Die Studie aus Homburg zeigt, dass eine personalisierte Kombination aus β- und α-Strahlern eine effektive Behandlungsoption für schwer behandelbare Formen des Prostatakarzinoms darstellen kann. Gerade in späteren Stadien, wenn Standardtherapien versagen, bietet die Tandemstrahler-Therapie einen neuen Weg – mit messbarem klinischem Nutzen und überschaubaren Nebenwirkungen. Prof. Ezziddin betont: „Wir können mit dieser Therapie nicht nur die Lebenszeit verlängern, sondern sie auch lebenswert halten.“