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FAQ & Glossar
Inhaltsverzeichnis

Definition und Klassifikation

Der ICD-10-GM-Diagnoseschlüssel I10 steht für die essentielle (primäre) Hypertonie, also den Bluthochdruck ohne bekannte organische Ursache. Es handelt sich dabei um eine chronische, meist multifaktoriell bedingte Erkrankung, die durch dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte gekennzeichnet ist (≥ 140/90 mmHg in mehreren Messungen).

Der Code I10 ist Teil des ICD-10-Kapitels IX – Krankheiten des Kreislaufsystems (I00–I99) und gilt als Standarddiagnose bei Patienten mit nicht-symptomatischer, unbeeinflusster Hypertonie, die keiner sekundären Grunderkrankung zugeordnet werden kann.

Medizinische Relevanz

Die essentielle Hypertonie ist eine der häufigsten Diagnosen in der ambulanten Versorgung. In Deutschland leiden rund 30 % der Erwachsenen an dauerhaft erhöhtem Blutdruck. Unbehandelt führt die Erkrankung langfristig zu kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Niereninsuffizienz und Aneurysmen.

Wegen ihrer weiten Verbreitung und oft asymptomatischen Verlaufs gilt die Hypertonie als „stiller Killer“ und ist Gegenstand zahlreicher Präventions- und Disease-Management-Programme (DMP).

Kodierhinweise

Die Kodierung mit I10 erfolgt nur, wenn folgende Bedingungen zutreffen:

  • Es liegt kein Hinweis auf eine sekundäre Hypertonie vor (z. B. Nierenarterienstenose, endokrine Störung, Medikamenteninduktion).

  • Es bestehen keine hypertensiven Organschäden, z. B. hypertensive Kardiomyopathie (→ I11), Nephropathie (→ I12) oder Retinopathie (→ I13).

Nicht kodieren mit I10, wenn:

  • Organmanifestationen bestehen (z. B. Herzinsuffizienz → I11.0)

  • Die Hypertonie im Kontext einer Schwangerschaft steht (→ O13–O16)

  • Eine sekundäre Ursache diagnostiziert wurde (→ z. B. E26.01 bei Conn-Syndrom)

Zusatzkennzeichnung: Bei Abrechnung ist die Angabe des Diagnosestatus erforderlich („G“ = gesichert, „V“ = Verdacht etc.). In EBM-Zusammenhängen ist die gesicherte Diagnose zwingend für bestimmte Leistungen wie Chronikerpauschalen oder DMP-Kennzeichnung.

Epidemiologische Einordnung

Essenzielle Hypertonie ist eine Volkskrankheit. Laut BKK-Gesundheitsreport war I10 im Jahr 2024 die am häufigsten dokumentierte Diagnose im hausärztlichen Bereich. Die Prävalenz steigt mit dem Alter; ab 60 Jahren sind mehr als zwei Drittel betroffen. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Bedeutung für Abrechnung und DMP

Die Diagnose I10 ist abrechnungsrelevant für:

  • Chronikerziffern (z. B. 03220 im EBM)

  • Langzeitbetreuung im DMP KHK oder DMP Hypertonie

  • Heilmittel- und Arzneiverordnung (z. B. Antihypertensiva, Bewegungstherapie)

  • Risikobewertung für Prävention (Check-up 35, kardiovaskuläre Risikoberechnung)

Dokumentationstipp: Für DMP-relevante Kodierung ist ein regelmäßiger Eintrag der I10-Diagnose erforderlich, oft mindestens zweimal jährlich, abhängig von Kassenvorgaben.

Abgrenzung zu verwandten ICD-Codes

ICD-Code

Bedeutung

I10

Essentielle (primäre) Hypertonie

I11

Hypertensive Herzkrankheit

I12

Hypertensive Nierenerkrankung

I13

Hypertensive Herz- und Nierenerkrankung

I15

Sekundäre Hypertonie

O13–O16

Schwangerschaftsinduzierte Hypertonien

Häufige Kodierfehler

  • I10 trotz Organschäden → falsche Zuordnung, Risiko für Regress

  • Chronische Hypertonie als „V“ statt „G“ → keine Abrechnung von Chronikerleistungen möglich

  • Doppelkodierung I10 + I11/12/13 ohne Begründung → widersprüchlich

Quelle:

KBV - Kodierbeispiel Bluthochdruckfolgen, SGB 5 - nichtamtliches Inhaltsverzeichnis, BfArM - ICD-10-GM,

Patienteninfo: Was bedeutet „I10 – Essenzielle Hypertonie“?

Die Diagnose I10 bedeutet, dass bei Ihnen ein dauerhaft erhöhter Blutdruck festgestellt wurde, ohne dass eine erkennbare körperliche Grunderkrankung dafür verantwortlich ist. Man spricht daher von einer sogenannten essenziellen oder primären Hypertonie. Diese Form ist mit Abstand die häufigste Art des Bluthochdrucks – etwa 90 Prozent aller Fälle fallen unter diese Kategorie.

Ein erhöhter Blutdruck verursacht meist keine unmittelbaren Beschwerden. Trotzdem ist er alles andere als harmlos. Wenn der Druck in den Gefäßen über längere Zeit zu hoch bleibt, kann dies das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschäden und andere ernsthafte Erkrankungen deutlich erhöhen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und konsequent zu behandeln – auch wenn er sich zunächst gar nicht bemerkbar macht.

Die Diagnose I10 bedeutet nicht zwangsläufig, dass Sie bereits schwere Folgeerkrankungen haben. Vielmehr handelt es sich um eine Frühdiagnose, mit der gezielte Maßnahmen eingeleitet werden können, um das Fortschreiten zu verhindern. Dazu zählen regelmäßige Blutdruckkontrollen, ärztlich empfohlene Lebensstiländerungen – etwa mehr Bewegung, gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion und Rauchverzicht – sowie, wenn notwendig, die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten.

Die gute Nachricht: Mit der richtigen Behandlung lässt sich ein normaler Blutdruck in den meisten Fällen erreichen – und damit auch das Risiko für Folgeerkrankungen erheblich senken.

 

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