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FAQ & Glossar
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Was ist ein Diagnoseschlüssel?

Ein Diagnoseschlüssel ist ein alphanumerischer Code, mit dem medizinische Diagnosen nach einem weltweit einheitlichen Schema verschlüsselt werden. Grundlage ist die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, kurz ICD (International Classification of Diseases), herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In Deutschland ist die ICD-10-GM (German Modification) verbindlich. Sie wird jährlich vom BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) angepasst und ist für alle Vertragsärzte verpflichtend.

ICD-10-GM 2025: Aktueller Stand

Die derzeit gültige Version ist die ICD-10-GM 2025, in Kraft seit dem 1. Januar 2025. Sie umfasst über 15.000 Diagnosen, die thematisch in 22 Kapitel unterteilt sind – von Infektionskrankheiten über psychische Störungen bis zu Symptomen und Verletzungen.

Die vollständige ICD-10-GM-Liste ist kostenfrei abrufbar unter: https://www.bfarm.de/icd-10-gm

Aufbau des Diagnoseschlüssels

Ein ICD-Code besteht aus einem Buchstaben und bis zu vier Ziffern. Beispiel: M54.5 = Kreuzschmerz Hierbei steht: „M“ für Kapitel XIII (Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems), „54“ für Rückenschmerzen, „.5“ für Kreuzschmerz im engeren Sinn. Zusätze wie „G“ (gesichert), „V“ (Verdacht) oder „A“ (ausgeschlossen) kennzeichnen den Diagnosestatus und sind für die Kassenabrechnung essenziell.

Häufige Diagnoseschlüssel (Beispiele)

ICD-10-GM-Code

Bedeutung

J06.9

Akute Infektion obere Atemwege

M54.5

Kreuzschmerz

I10

Essentielle Hypertonie

E11.9

Typ-2-Diabetes ohne Komplikation

F32.0

Leichte depressive Episode

R10.4

Unterbauchschmerz, nicht näher bezeichnet

Diese Codes gehören zu den häufigsten Verschlüsselungen im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich.

Diagnoseschlüssel in der Praxis: Wozu?

Diagnoseschlüssel dienen nicht nur der medizinischen Dokumentation, sondern auch als Grundlage für:

  • Abrechnung gegenüber Kassenärztlichen Vereinigungen (KV)

  • Wirtschaftlichkeits- und Plausibilitätsprüfungen (§ 106 SGB V)

  • Statistische Auswertungen durch Institute wie das RKI

  • Leistungszuordnung im EBM (z. B. Chronikerziffern)

Fehlkodierungen können zu Rückforderungen, Prüfverfahren oder Erlösausfällen führen – besonders bei Arzneimittel- oder Heilmittelregressen.

Richtig kodieren: Häufige Fehler vermeiden

  • Unpräzise Codierung: „R“-Ziffern (Symptome) statt klarer Kausaldiagnosen

  • Falscher Diagnosestatus: „V“ statt „G“ gefährdet EBM-Zuschläge

  • Unvollständige Schärfe: z. B. F32 (depressive Episode) statt F32.0–F32.9

  • Chronische Diagnosen nicht regelmäßig aktualisiert → Verlust Chronikerzuschlag

Technische Umsetzung in der Praxissoftware

Moderne Praxisverwaltungssysteme (PVS) wie Turbomed, Medistar oder Quincy enthalten ICD-Kataloge mit Suchfunktion und Filterhilfe. Wichtig ist, dass jährlich das aktuelle ICD-Update installiert wird – nur dann sind neu aufgenommene oder geänderte Codes korrekt verwendbar.

Quelle:

https://www.bfarm.de/icd-10-gm, https://www.kbv.de/html/diagnosen.php, Kodierhandbuch der KVen: je nach Bundesland (z. B. KV Bayerns, KVWL), SGB V §§ 295, 106 zur Kodier- und Prüfpflicht

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