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FAQ & Glossar
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Medizinische Definition

Der ICD-10-Code E66 umfasst sämtliche Formen der krankhaften Adipositas, also eines deutlich über dem Normalbereich liegenden Körpergewichts infolge übermäßiger Fettansammlung. Die Diagnose ist nicht nur epidemiologisch relevant, sondern hat in der medizinischen Praxis unmittelbare Auswirkungen auf die Therapieplanung, Komorbiditäteneinschätzung und Abrechnungsmodalitäten.

Adipositas wird klinisch über den Body-Mass-Index (BMI) klassifiziert:

  • Ab einem BMI von ≥ 30 kg/m² spricht man von Adipositas,

  • ab ≥ 40 kg/m² von extremer Adipositas (Adipositas permagna).

Subklassifikationen nach ICD-10

Subcode

Bezeichnung

E66.0

Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr

E66.1

Medikamentös bedingte Adipositas

E66.2

Adipositas bei anderen endokrinen Erkrankungen

E66.8

Sonstige Adipositasformen

E66.9

Adipositas, nicht näher bezeichnet

Kodierung und Abrechnungsrelevanz

Die Kodierung von E66 sollte erst erfolgen, wenn der BMI gesichert dokumentiert wurde. Für die differenzierte Klassifikation empfiehlt sich die Angabe von Begleitdiagnosen (z. B. E11 für Diabetes, I10 für Hypertonie), da Adipositas in der Regel Teil eines metabolischen Syndroms ist.

In der hausärztlichen Praxis erfolgt die Diagnosestellung meist anhand der WHO-Kriterien und anthropometrischen Messungen (BMI, Bauchumfang, ggf. WHtR). Die Ziffer E66.0 wird am häufigsten verwendet und ist als gesicherte Diagnose (G) zu verschlüsseln, wenn keine sekundären Ursachen (z. B. endokrin, iatrogen) vorliegen.

Epidemiologische Relevanz

Laut RKI ist etwa jede zweite erwachsene Person in Deutschland übergewichtig, rund ein Viertel gilt als adipös (BMI ≥ 30). Die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu, betrifft aber zunehmend auch Kinder und Jugendliche. Adipositas gilt als Hauptrisikofaktor für Typ-2-Diabetes, koronare Herzerkrankung, Arthrose, obstruktive Schlafapnoe und bestimmte Tumorentitäten.

Therapie und Management Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Adipositas und umfasst in der Regel eine Kombination aus:

  • Ernährungsumstellung (z. B. nach DGE-Empfehlung),

  • Bewegungstherapie,

  • Verhaltenstherapie

  • ggf. medikamentöser Therapie (z. B. GLP-1-Analoga),

  • oder bariatrischer Chirurgie (bei E66.01+ mit Komorbiditäten).

Ziel ist nicht nur die Gewichtsreduktion, sondern die Vermeidung oder Verzögerung kardiometabolischer Folgeerkrankungen. Die langfristige Nachsorge ist entscheidend für den Therapieerfolg.

Quelle:

BfArM - ICD-10-GM, RKI - A-Z, Adipositas Gesellschaft – Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Adipositas

Diagnose Adipositas: Informationen für Patienten

Die Diagnose E66 bedeutet, dass Ihr Gewicht aus medizinischer Sicht in einem Bereich liegt, der Ihrer Gesundheit langfristig schaden kann. Adipositas ist keine Charakterschwäche, sondern eine chronische Erkrankung – oft mit genetischen, hormonellen oder psychosozialen Ursachen. Sie erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, Gelenkbeschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wichtig ist: Die Diagnose soll nicht beschämen, sondern helfen, gezielt etwas zu verändern. Schon kleine Gewichtsverluste können Ihre Gesundheit deutlich verbessern. Sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt – oft gibt es Programme, Hilfen und Therapien, die Ihnen individuell weiterhelfen. Sie müssen den Weg nicht allein gehen.

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