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Geldanlagen

Die Idee der Volkswirte am ifo-Institut ist ganz einfach. Der deutsche Staat kann aktuell eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe mit einem Zinssatz von minus 0,1 Prozent belegen. Anleger bezahlen dem deutschen Staat ein Prozent über die gesamte Laufzeit, damit diese dem deutschen Staat Geld leihen dürfen.

Das Problem hierbei, der deutsche Finanzminister weiß leider nur zu genau, dass Deutschland auf eine große Herausforderung zusteuert: Deutschland geht in Rente. Damit werden die Belastungen aus dem Umlageverfahren deutlich steigen, wahrscheinlich auf dem jetzigen Niveau nicht zu halten sein. Mit dieser voraussichtlichen Rentenlücke steht Deutschland im internationalen Vergleich als besonderes Sorgenkind da.

Das billige Geld nutzen?

Da bietet es sich geradezu an, die Chance des billigen Geldes zu nutzen und reale Vermögenswerte wie Aktien zu erwerben, um einen kapitalgedeckten Rentenstock anzulegen. In leicht abgewandelter Form praktizieren die angelsächsischen Länder diese Hedgefonds-Strategie schon seit Jahrzehnten mit großem Erfolg.

Die Rechnung ist einfach: Für einen Kredit von 50 Milliarden Euro erhält der deutsche Staat für zehn Jahre Laufzeit 500 Millionen Euro. Mit diesen 50 Milliarden Euro erwirbt er ein internationales Aktienportfolio und erhält pro Jahr rund 2,5 Prozent Dividende. Auf zehn Jahre also rund 12,5 Milliarden Euro.

Die Vergangenheit zeigt, dass man über eine Laufzeit von zehn Jahren so gut wie immer eine Kursrendite von fünf bis sechs Prozent pro Jahr erzielen konnte. Geht man die Kalkulation sehr vorsichtig an, sollten immer noch mindestens 12,5 Milliarden durch Kursgewinne verbleiben.
2030 werden auf einen Rentner nur noch zwei Erwerbstätige kommen. Macht also gut 20 Millionen Rentner in Deutschland. Hinzu kommen Renten wegen Erwerbsminderung und Witwenrenten, so dass sicherlich 27 Millionen Rentenansprüche bestehen werden.

Hedgefonds-Strategie des Staats

Mit seiner Hedgefonds-Strategie kann der Staat ab 2030 jährlich eine Rente von 140 Euro pro Person pro Jahr aufbessern. Zudem stünde dem Fremdkapital von 50 Milliarden Euro ein Eigenkapital von 25 Milliarden entgegen.

Privatpersonen sollten den Weg Aktien auf Kredit zu kaufen, um ihre Rente aufzubessern, aber nicht gehen. Erstens wird eine Bank zu Recht Sicherheiten fordern, sodass der Kredithebel deutlich eingeschränkt wird. Zweitens werden die Kreditkonditionen deutlich unattraktiver sein. Das Risiko wird also nicht wirklich adäquat auf der Renditeseite entgolten. Drittens ist der Renditepfad möglicherweise mit einer hohen nervlichen Belastung verbunden. Aktienmärkte schüttelt es regelmäßig. Gerade Spekulanten mit Fremdkapital müssen oder wollen dann aufgrund nervlicher Belastungen verkaufen – meist zum ungünstigsten Zeitpunkt.

Autor: Michael Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG in München